Katastrophe für Klima

Abhängigkeit von Plastik verzögert Fossil-Ausstieg

Ausland
14.09.2021 12:04

Vor dem Hintergrund der eskalierenden Klimakrise geraten Öl- und Gaskonzerne immer mehr unter Druck, ihr Geschäftsmodell zu verändern. Doch anstatt eines Ausstiegs aus fossilen Rohstoffen setzen viele vermehrt auf die Scheinlösung Plastik. Damit steigt das Potenzial für Umweltverschmutzung und hohe Treibhausgasemissionen. 

Laut Industrieprognosen soll sich die Plastikproduktion verglichen mit 2015 bis 2030/35 verdoppeln und bis 2050 verdreifachen. Der größte Faktor sind Einweg-Plastikverpackungen, die schon jetzt mehr als die Hälfte der weltweiten Plastikmüllmenge verursachen. Mit Borealis, Alpla und Greiner beheimatet Österreich drei Unternehmen, die Weltkonzerne wie Coca-Cola, Unilever oder Nestlé mit Plastikverpackungen versorgen.

Menschen sammeln in Indonesien Plastikmüll. Für eine Wagenladung erhalten sie zehn Dollar. (Bild: © Ecoton / Fully Handoko)
Menschen sammeln in Indonesien Plastikmüll. Für eine Wagenladung erhalten sie zehn Dollar.
Plastikmüll in Malaysia (Bild: © Nandakumar S. Haridas / Greenpeace)
Plastikmüll in Malaysia

„Explodierende Umweltverschmutzung stoppen“
„Die gigantischen Mengen an Plastikverpackungen, die Coca-Cola, Unilever und Co. jährlich verkaufen, gefährden nicht nur die Ozeane, sondern auch unser Klima. Um ihr Geschäftsmodell zu retten, investiert die Öl- und Gasindustrie massiv in die Plastikproduktion, anstatt endlich auf saubere, klimafitte erneuerbare Energien umzusteigen. Diese geplanten Investitionen sind ein Rezept für die Klimakatastrophe und explodierende Umweltverschmutzung und müssen gestoppt werden“, fordert Lisa Panhuber, Konsumexpertin bei Greenpeace in Österreich.

Einweg-Plastikverpackungen machen schon jetzt mehr als die Hälfte der weltweiten Plastikmüllmenge aus. (Bild: © Greenpeace)
Einweg-Plastikverpackungen machen schon jetzt mehr als die Hälfte der weltweiten Plastikmüllmenge aus.

Experten prognostizieren, dass die kumulierten Emissionen des Plastiksektors bis 2050 zwischen zehn und 13 Prozent des verbleibenden 1,5°-Celsius-Emissionsbudgets ausmachen können. Im Report wird aufgezeigt, dass Konsumgüterkonzerne Coca-Cola, PepsiCo, Nestlé, Mondelez, Danone, Unilever, Colgate Palmolive, Procter & Gamble und Mars ihre Verpackungen bei Herstellern kaufen, die von Ölmultis wie ExxonMobil, Shell und Chevron Phillips mit Kunststoffen oder Petrochemikalien beliefert werden.

Ölförderung der Unternehmen Ineos und Braskem in Texas (Bild: © Aaron Sprecher / Greenpeace)
Ölförderung der Unternehmen Ineos und Braskem in Texas

Plastikproduktion verursacht enorme Treibhausgasemissionen
Auch die OMV setzt mit dem Kauf von Borealis zukünftig stark auf Plastik und beliefert indirekt die Lebensmittelmultis, die unsere Supermarktregale mit Plastikverpackungen auffüllen. Die Verpackungshersteller Alpla und Greiner beliefern Unternehmen wie Unilever, Coca-Cola und Procter & Gamble direkt. „Dass Kunststoff bei der Produktion und Entsorgung - meist Verbrennung oder Deponierung - enorme Treibhausgasemissionen verursachen, kommunizieren die Konzerne kaum“, betont die Greenpeace-Expertin.

Die Sonne geht hinter den von Total betriebenen Culzean-Plattformen unter. Die Plattformen stehen im Culzean Feld, einem Gaskondensatfeld in der britischen Nordsee, etwa 230 Kilometer vor der Küste von Aberdeen entfernt. (Bild: © Marten van Dijl / Greenpeace)
Die Sonne geht hinter den von Total betriebenen Culzean-Plattformen unter. Die Plattformen stehen im Culzean Feld, einem Gaskondensatfeld in der britischen Nordsee, etwa 230 Kilometer vor der Küste von Aberdeen entfernt.

Recycling-Projekte oft stillschweigend beendet
„Die Industrie steckt Millionen in Werbung für Recycling-Projekte und will den Eindruck vermitteln, dass Kunststoff im Kreislauf gehalten wird. Doch die Realität zeigt ein anderes Bild: Viele Projekte laufen seit Jahren, ohne zur Marktreife zu kommen. Oft werden sie still und heimlich beendet. Weltweit wurden bis 2015 nur neun Prozent der gesamten bisherigen Plastikproduktion recycelt“, so Panhuber.

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