Manche sind eben gleicher. Das gilt offenbar auch für Promis auf Facebook. Sie fallen einem US-Bericht zufolge in ein Programm namens „XCheck“ und sind damit von den Regeln ausgenommen, die für „gewöhnliche“ Nutzer des sozialen Netzwerks gelten.
Wer auf Facebook mit einem Posting gegen die Nutzungsbedingungen des sozialen Netzwerks verstößt, muss mit einer Sperre oder gar Löschung des Accounts rechnen. Nicht so jedoch mindestens 5,8 Millionen Promis, wie das „Wall Street Journal“ berichtet: Sie stünden entweder auf einer „Whitelist“ und müssten daher keine Durchsetzung der Nutzungsbedingungen fürchten oder dürften Material teilen, das nur von besonders gut ausgebildeten Angestellten des sozialen Netzwerks überprüft werden dürfe. Dies geschehe dann jedoch oft gar nicht, so die Kritik.
Sonderbehandlung für Fußballer Neymar
Welche Folgen dies hat, schildert die Zeitung anhand eines Postings des brasilianischen Fußballers Neymar. Nachdem eine Frau diesem 2019 vorgeworfen hatte, sie vergewaltigt zu haben, veröffentlichte Neymar zu seiner Verteidigung auf Facebook und Instagram WhatsApp-Nachrichten, die er mit ihr ausgetauscht hatte. Zu sehen waren darin nicht nur der Name, sondern auch Nacktbilder der Frau. Das „XCheck“-Programm verhinderte dem Bericht nach jedoch, dass der Beitrag - wie sonst üblich - wegen „nicht einverständlich intimer Bilder“ gelöscht wurde.
Als das Management von Facebook schließlich eingriff und das Posting doch löschte, sei dieses bereits von 56 Millionen Nutzern gesehen und 6000 Mal geteilt worden, hieß es. Neymars Facebook-Konto wurde trotz der Verbreitung von „Rachepornos“ nicht gesperrt.
Wie die Zeitung unter Berufung auf interne Dokumente berichtet, soll „Xcheck“ allein 2020 Beiträge zugelassen haben, die mindestens 16,4 Milliarden Mal angesehen wurden, ehe sie dann doch gelöscht wurden. Fragwürdig sei auch, dass nahezu alle Facebook-Mitarbeiter ohne Gegencheck selbständig Personen dem „XCheck“-Programm hinzufügen könnten.
„Nicht perfekt“
Facebook-Sprecher Andy Stone räumte in einer Reaktion auf Twitter ein, „dass diese Durchsetzung der Regeln nicht perfekt ist“. Bei der Moderation von Inhalten gelte es, einen Kompromiss zwischen Geschwindigkeit und Genauigkeit zu finden.
In the end, at the center of this story is Facebook's own analysis that we need to improve the program. We know our enforcement is not perfect and there are tradeoffs between speed and accuracy.
— Andy Stone (@andymstone) September 13, 2021
Stone selbst bezeichnete die Informationen des „Wall Street Journal“ allerdings als veraltet. In dem Artikel würden wiederholt Facebook-eigene Dokumente zitiert, „die auf die Notwendigkeit von Veränderungen hinweisen, die in der Tat bereits im Unternehmen im Gange sind“.
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