Knalleffekt am Landestheater Linz: Nach schweren Vorwürfen der dortigen Tänzer gegen die erfolgreiche Direktorin Mei Hong Lin stellte die Geschäftsführung diese nun frei. Sie soll wiederholt Verletzungen der Tänzer ignoriert haben, Ideenklau betrieben haben und antiquierte Trainingsmethoden verwenden. Eine eigene Kommission soll die Umstände nun aufklären.
Die Choreografien von Mei Hong Lin am Landestheater sind beliebt, doch hinter den Kulissen brodelt es. Die Vorwürfe wiegen schwer: So soll Lin mehrfach Verletzungen der Tänzer ignoriert und sich geweigert haben, die Rettung zu holen. Einmal musste später die Kopfverletzung einer Tänzerin im Spital genäht werden. Außerdem verlange sie den Grund für Krankenstände oder habe nach dem Tod des Vaters eines Kompaniemitglieds am nächsten Tag angerufen und die Teilnahme am Training verlangt, obwohl in dem Fall drei Tage Dienstfreistellung vorgesehen sind. Für die Produktion „Liebesbriefe“ habe sie so viele Durchläufe verlangt, dass später acht Tänzer verletzt waren und die Idee für „Bilder einer Ausstellung“ habe sie von einem Ex-Kompaniemitglied gestohlen.
Seit Februar bekannt
Im Februar dieses Jahres wurde die Intendanz des Landestheaters Linz darüber informiert, dass Mitglieder der Tanzkompanie Linz das Führungsverhalten der Tanzdirektorin und Chefchoreographin am Landestheater Linz, Frau Mei Hong Lin, kritisieren. Frau Mei Hong Lin hat die Vorwürfe schriftlich und in mehreren Gesprächen stets als falsch und unrichtig von sich gewiesen und von Mobbing einzelner Ensemblemitglieder gegen ihre Person gesprochen. Hermann Schneider, Intendant des Landestheaters Linz: „Bühnenkunst entsteht nur im Miteinander. Wir wollen am Landestheater Linz daher auch einen Umgang untereinander, der von Wertschätzung, gegenseitiger Achtung und Fairness getragen ist. Ein Führungsverhalten, das gegen diese Grundsätze verstößt, wird von uns ebenso wenig geduldet wie Mobbing.“
Neuverteilung der Kompetenzen
Das Landestheater Linz hat daher auch sofort eine Reihe von Maßnahmen gesetzt, um die Konfliktsituation in der Sparte Tanz zu entspannen. „Es gab eine Neuverteilung der Kompetenzen in der Leitung der Tanzkompanie. Weiters haben wir den Arbeitspsychologischen Dienst Linz beigezogen und in vielen Gesprächen mit der Kompanie und der Tanzdirektorin versucht, die Situation für alle Beteiligten zu verbessern“, so Schneider.
Erneute Vorwürfe
Seit Ende August 2021 arbeitet die Tanzkompanie nun nach der Sommerpause wieder am neuen Programm der Saison 2021/2022. In diesen zwei Wochen seit Wiederaufnahme der Probenarbeit hat es leider erneut Vorwürfe gegen den Führungsstil von Frau Lin gegeben. Schneider: „Um die Vorwürfe ungestört und fair prüfen zu können, haben wir daher Frau Lin heute mitgeteilt, dass sie von Ihrer Funktion als Tanzdirektorin und Chefchoreographin freigestellt ist, bis alle, auch die jüngsten, gegen sie erhobenen Vorwürfe restlos aufgeklärt sind.“
Interimistische Leitung
Dazu wird in Abstimmung mit dem Betriebsrat eine Compliance-Kommission unter externer Leitung von Univ.-Prof. Dr. Reinhard Resch, Institutsvorstand des Instituts für Arbeitsrecht an der Johannes Kepler Universität Linz, eingerichtet, um den Sachverhalt vertrauensvoll und zeitnah aufzuklären. Die interimistische Leitung der Tanzkompanie des Landestheaters Linz übernehmen die Kompanie-Managerin Roma Janus und der Intendant des Landestheaters Hermann Schneider.
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