Seit heute genau vor 50 Jahren versuchen die Aktivisten von Greenpeace weltweit, mit spektakulären Aktionen die Welt zu retten.
Strikte Geheimhaltung war an einem nebelig grauen Herbsttag in den späten Achtzigerjahren vereinbart, als uns ein Greenpeace-Verbindungsmann tief ins niederösterreichische Ybbstal lotste. Als wir von der „Krone“ ankamen, schlossen die Aktivisten gerade ein Abflussrohr, aus dem zuvor meterhohe giftige Schaumkronen ins Wasser geflossen waren. Die Blockade endete erst, als der Papierkonzern ein Ende der Verseuchung versprach.
Geburtsstunde der Organisation
Doch zurück zu den Ursprüngen. In einer „Nussschale“ waren exakt vor einem halben Jahrhundert zwölf unerschrockene Idealisten von Vancouver (Kanada) aus los geschippert. Ihr Ziel: die arktische Insel Amchitka. Dort war die Crew wild entschlossen, einen US-Atombombenversuch zu stoppen. Die „Phyllis Cormak“ kam zwar nie an ihr Ziel, konnte die Nuklearzündung aber verzögern. Dieser erste Einsatz gilt als Geburtsstunde der Organisation.
Seit damals riskieren die Regenbogenkämpfer oft ihr Leben, um Umweltverbrechen zu stoppen. „Wir sind von Mut und Hoffnung getrieben“, schildert Greenpeace-Veteran Alexander Egit. Erfolge überstrahlen Niederlagen. Schon drei Jahre nach Gründung musste Frankreich durch anhaltenden Widerstand oberirdische Atomtests aufgeben.
Kampf gegen den Walfang
1982 wiederum rüttelten erschütternde Bilder von geschlachteten Meeressäugern die Welt auf. Der öffentliche Druck wurde so groß, dass das Töten beendet wurde. Dieser Kampf ist nicht gewonnen. Denn unbeirrt stechen japanische Walfangflotten bis heute in See.
Der dramatischste Einsatz: 1985 brachte die „Rainbow Warrior“ 300 Bewohner von der durch US-Atomtests verstrahlten Insel Rongelap aufs sichere Majeto-Eiland. Heute fürchten Ölmultis wie Shell – das 1995 eine Bohrinsel in der Nordsee versenken wollte – solche Aktionen mehr als Gewinneinbrüche.
Erfolge in Österreich
Erster Erfolg bei uns: Greenpeace Österreich erreichte 1983, gerade gegründet, durch den damals noch unbekannten Aktivismus die Stilllegung einer dioxinverseuchten Anlage der Chemie Linz. Und nach der gemeinsamen „Krone“-Kampagne und dem Volksbegehren mit 1,2 Millionen Unterschriften kam die Gentechnik erst gar nicht auf unsere Äcker und Teller. Der Kampf gegen Atom, Glyphosat, Plastikmüll und Freihandelspakte geht weiter! So wie damals im Ybbstal.
Bombe versenkte Flaggschiff
Sie war unter dem Regenbogen gesegelt, und ihren Bug zierte eine weiße Friedenstaube. Die edle Mission der Greenpeace-Aktivisten: mit einer Flottille zum Mururoa-Atoll nach Französisch-Polynesien zu schippern, um gegen die massiven Kernwaffentests zu protestieren und sie zu stoppen. Doch dort kam sie nie an. Denn als das ehemalige Fischereischiff des britischen Agrarministeriums auf dem Weg in die Öko-Krisenregion in Auckland (Neuseeland) vor Anker ging, explodierten kurz nacheinander zwei Bomben.
Diese waren am Abend des 10. Juli 1985 von Elitetauchern des französischen Geheimdienstes am Rumpf angebracht worden. Obwohl noch Kapitän Peter Willcox und seine Besatzung an Bord waren, wurde Operation „Satanique“ eiskalt durchgezogen. Der Fotograf Fernando Pereira ertrank qualvoll. Beherzte Journalisten von „Le Monde“ und die neuseeländische Polizei deckten die Hintergründe auf. Zwei Täter wurden verhaftet, das schwer beschädigte Wrack ruht heute als Mahnmal in den Tiefen des Pazifiks.
Erfolge mithilfe der „Krone“-Leser
Immer noch lodert in Greenpeace-Chef Alexander Egit das Feuer des ganz jungen Aktivisten. Er ist des sanften Widerstands nicht müde.
„Krone“: Was waren die größten Umwelterfolge Ihrer Regenbogenkämpfer?
Alexander Egit: International waren das sicher das Ende der Atomtests, das Verbot des kommerziellen Walfangs. Wir konnten aber auch das Protokoll zum Schutz der Antarktis erkämpfen.
Und in Österreich?
Die Abwehr der Gentechnik! Stolz sind wir auch auf die Kampagne gegen die verheerenden Freihandelsabkommen TTIP und Mercosur. Die Erfolge haben wir aber mithilfe der „Krone“-Leser erkämpft.
Der traurigste Moment, an den Sie sich erinnern können?
Als französische Geheimdienstagenten unser Flaggschiff, die „Rainbow Warrior“, in die Luft sprengten. Fernando Pereira, der Greenpeace-Fotograf an Bord, ist dabei ums Leben gekommen. Er war unser Freund.
Ihr größter Wunsch?
Nach vielen Jahren harter Arbeit ist es gelungen, Klimaschutz zur Top-Priorität zu machen. Artenschutz muss den gleichen Stellenwert bekommen. Täglich sterben 150 Tier- und Pflanzenarten aus. Reicht das noch immer nicht?
Was gibt Ihnen Hoffnung?
Dass weltweit Millionen Menschen gegen verantwortungslose Konzerne und Politiker aufstehen. Ich bin sehr stolz, dass Greenpeace seit 50 Jahren nicht nur wichtiger Teil dieser Geschichte war, sondern auch Gestalter einer lebenswerten Zukunft ist.
Des Widerstands müde?
Überhaupt nicht. Es gibt noch viel zu erreichen!
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