EU-Beschluss:

Keine strengeren Antibiotika-Regeln für Tiere

Tierecke
16.09.2021 10:15

Das EU-Parlament hat einen Vorstoß für einen strengeren Einsatz von Antibiotika bei Tieren abgelehnt. Konkret sollten fünf der für die Menschen wichtigsten Antibiotikagruppen nur noch in Ausnahmefällen für Tiere verwendet werden dürfen. Damit sollte dem massenhaften Einsatz von Antibiotika in der Tiermast ein Riegel vorgeschoben und die Gefahr von Resistenzbildungen verringert werden. Tierarztverbände hatten im Vorfeld gegen den Entschließungsantrag mobil gemacht.

Das EU-Parlament sprach sich nun in einem Votum am Mittwochabend dagegen aus. Der Umweltausschuss des EU-Parlaments hatte die EU-Kommission aufgefordert, die fünf Antibiotika-Gruppen offiziell als sogenannte Reserveantibiotika einzustufen. Das hätte zur Folge, dass diese nicht mehr in der Massentierhaltung verwendet werden dürfen. Reserveantibiotika sind Medikamente, die bei Infektionskrankheiten eingesetzt werden, wenn normale Antibiotika nicht mehr greifen.

Gleichzeitig sollte die Kommission aber einen Gesetzesentwurf vorlegen, der die sogenannte Einzeltierbehandlung auch mit diesen Reserveantibiotika zulassen soll. Die Grünen zeigten sich von dem Votum enttäuscht: "Es ist eine vertane Chance. Zum einen bedeutet dies, dass es in Zukunft keine Einzeltierbehandlung mit als Reserveantibiotika eingestuften antimikrobiellen Mitteln geben wird. Zum anderen könnte die Liste der Reserveantibiotika so dünn ausfallen, dass sie nicht wirklich eine Lösung zur Bekämpfung der zunehmenden Entwicklung von Multiresistenzen von Bakterien ist", erklärte Sarah Wiener von den österreichischen Grünen im EU-Parlament.

Der Entschließungsantrag hatte im Vorfeld für hitzige Debatten gesorgt. Tierarztverbände machten dagegen mobil. Den Weg, im Voraus generell Wirkstoffe zu verbieten und dann Ausnahmen schaffen, lehnt der österreichische Tierärztekammer-Präsident Kurt Frühwirth strikt ab. Wenn von „heute auf morgen“ Einschränkungen auferlegt würden, könnten „bestimmte Infektionskrankheiten nicht mehr behandelt werden“, warnte er in einem Interview vor einer „Katastrophensituation“. Es müsse einzeln geprüft und wissenschaftlich bewiesen werden, wieso in bestimmten Fällen der Wirkstoff nicht mehr einzusetzen sei, etwa anhand eines Kriterienkatalogs, forderte Frühwirth.

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