Deutscher Wahlkampf
„Enkelbriefe“: Versteckte Promi-Werbung für Grüne?
Immer mehr Prominente mischen sich aktiv in den deutschen Wahlkampf ein. Eine Aktion sorgt derzeit im Netz für Aufregung. „Enkelkinderbriefe“ heißt die Initiative, die auch bekannte Politiker der Grünen auf Twitter geteilt haben. Wie der Titel schon andeutet, geht es dabei darum, Kinder zu motivieren, mit einem Brief ihre Omas und Opas zum Wählen zu mobilisieren.
Zahlreiche Promis wie Sänger Jan Delay, Komikerin Annette Frier oder TV-Moderator Joko Winterscheidt unterstützen die Aktion per Videobotschaft (siehe unten), in der es vor allem um das Thema Klimaschutz geht und darum, dass Kinder Großeltern von der Dringlichkeit im Kampf gegen den Klimawandel überzeugen sollen. Zudem wird in dem Video Kritik an den aktuellen Regierungsparteien geübt und deren Politik als „Stillstand“ bezeichnet.
Aus vorformulierten Textbausteinen Briefe verfassen
Auf einer Website soll aus vorformulierten - vor Klimaangst und Zukunftspanik triefenden - Textbausteinen Briefe verfasst werden. „Ich würde gerne weiter in Deutschland und bei euch in der Nähe wohnen bleiben. Aber ich habe Angst, dass das nicht so leicht wird“, heißt es in einer Briefvorlage.
Grünen-Politiker feiern Aktion auf Twitter
Am Ende spuckt der Briefomat einen unpersönlichen Text aus, welcher von den Kindern direkt per Mail oder ausgedruckt verschickt werden kann. Die Bundestagswahl am 26. September sei ihre letzte Chance, „um die Klimakrise mit echten politischen Maßnahmen aufzuhalten.“ Viele junge Menschen („Fridays for Future“-Bewegung) hätte dies bereits verstanden. Nun seien aber die Älteren an der Reihe. Die Grünen-Politiker Cem Özdemir, Renate Künast oder Michael Kellner feiern die Aktion auf Twitter.
„Bild“ äußert sich kritisch: „Gewünscht ist eine Stimme für die Grünen“
In mehreren Medien gibt es sehr kritische Kommentare zu dieser Aktion - von „emotionaler Erpressung“ und Wahlmanipulation ist die Rede. Einige bezeichnen die Initiative in Anspielung auf kriminelle Machenschaften als „Enkeltrick“. Die „Bild“-Zeitung schreibt: „ Auch wenn die Initiatoren beteuern, dass die Kampagne ,überparteilich‘ sei, ist völlig klar: Gewünscht ist eine Stimme für die Grünen.“
Die Grünen bestreiten politische Aktion
Eine Sprecherin der Grünen betont, dass es sich um eine „politisch unabhängige Aktion“ handle, die wie viele andere zur Wahl mobilisiere. Sie rufe nicht zur Wahl einer bestimmten Partei auf, stellte die Sprecherin mit Blick auf Kritik an Unterstützern aus den Reihen der Grünen klar. „Was jemand wählt, ist eine freie Entscheidung.“
42 Promis in weiterer Videobotschaft
Der Klimawandel und seine Folgen stehen auch im Fokus anderer von Prominenten unterstützten Aktionen. In einer am Donnerstag veröffentlichten Video-Botschaft rufen 42 Prominente aus Kultur und Gesellschaft eindringlich dazu auf, das Thema ernster zu nehmen und es auch bei der Wahlentscheidung am 26. September zu berücksichtigen.
Eine Empfehlung für eine einzelne Partei geben die Beteiligten im Video aber nicht ab. Initiiert haben es die „Fridays for Future“-Aktivistin Luisa Neubauer - selbst Mitglied bei den Grünen - und die Regisseurin Laura Fischer.
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