Personalmangel, zu viele Einsätze, Überstunden Ende nie - das Wiener Rettungswesen steht vor dem Kollaps, so schreien Vertreter immer wieder um Hilfe. Die Folgen: Patienten klagen über viel zu lange Wartezeiten. Was helfen kann: ein prominenter Name. Peter Hacker zum Beispiel. Wie die „Krone“ erfuhr, rasten nach seinem Sturz auf der Privatterrasse gleich vier (!) Rettungsfahrzeuge zum Wiener Gesundheitsstadtrat. Für Prellungen.
„Wir stehen vor dem Kollaps“, schildert ein Sanitäter in der „Krone“ am vergangenen Mittwoch. Laut dem Mitarbeiter gebe es teilweise 30 bis 50 offene Einsätze. Dadurch dauere es auch bei Notfällen teilweise bis zu 20 Minuten, bis ein Wagen vor Ort sei. Für die Berufsrettung sind das Ausnahmen. Von der MA 70 hieß es: Die Hilfsfrist liege hier im Schnitt bei etwas mehr als sieben Minuten. Bei kleineren Wehwehchen - den niedrig priorisierten Fällen - könne es hingegen länger dauern.
Von Personalmangel und Rettungsmisere bekam zumindest der für all das politisch zuständige Gesundheitsstadtrat der SPÖ, Peter Hacker, nichts zu spüren. Montagabend stürzte der 58-Jährige auf den Stufen der Terrasse seiner Wohnung unglücklich auf den Rücken. Am nächsten Morgen waren die Schmerzen offenbar so groß, dass er die Rettung alarmierte - und eine Versorgungskette in Gang setzte, die bei solchen Unfällen nur wenigen Wienern zuteilwird.
Die Liste der Fahrzeuge und Mitarbeiter
Gleich vier Fahrzeuge rasten zur Adresse des Politikers: ein Rettungswagen (zwei Sanitäter), ein Notarzt-Einsatzfahrzeug (ein Notarzt, ein Sanitäter), ein Oberarzt (zur Qualitätssicherung, wie es heißt). Und: „Zusätzlich fuhr der diensthabende Hauptinspektionsoffizier zum Einsatzort. Das ist bei Einsätzen mit Personen des öffentlichen Lebens vorgesehen“, heißt es von Andreas Huber von der Berufsrettung. Der erste Wagen kam binnen zehn Minuten.
Bettruhe für Hacker
Eine Qualitätssicherung sei zudem „bei mehreren Tausend Einsätze pro Jahr der Fall“, wie es heißt. Hacker hatte Glück: Im Spital wurde eine Prellung diagnostiziert, der Stadtrat durfte das Krankenhaus wieder verlassen. Ihm wurde strikte Bettruhe verordnet.
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