„Über Après-Corona reden statt über Après-Ski“ will Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres, denn das Virus kenne keinen Winterurlaub. Das schrieb der Ärzte-Chef am Montag in einem Blog-Eintrag unter Verweis auf einen „bedenklichen“ Anstieg der Zahl der Covid-Intensivpatienten und die bei knapp 60 Prozent stagnierende Durchimpfungsquote. „Das Einzige, was jetzt noch hilft, sind Impfverordnungen“, so Szekeres, der überzeugt ist: „Wenn Aufklärung nicht hilft, muss der Gesetzgeber einschreiten.“
In ganz Österreich befinden sich laut Gesundheitsministerium mit Stand 20. September 839 Corona-Patienten im Spital, 219 von ihnen auf einer Intensivstation. So viele Intensivpatienten meldete der Krisenstab der Regierung mit 218 zuletzt am 25. Mai.
Damals klang die dritte Infektionswelle gerade aus. Allerdings waren im Frühjahr noch deutlich weniger Menschen geimpft. Dementsprechend lagen am Höhepunkt der Frühjahrswelle Mitte April dreimal so viele Covid-Kranke auf den Intensivstationen wie heute (611), obwohl die Zahl der vom Krisenstab gemeldeten aktiven Erkrankungen insgesamt nur um die Hälfte höher war (31.000 am 23. April gegenüber 23.000 am 20. September).
Die allermeisten Intensivpatienten sind ungeimpft
Nach Angaben der Spitalsträger sind die meisten Intensivpatienten ungeimpft. Bundesweite offizielle Zahlen zum Impfstatus von Spitalspatienten gibt es nicht - laut einer Aufschlüsselung des „Standard“ benötigten mit Stichtag 14. September 201 Personen eine intensivmedizinische Betreuung, demnach waren 178 von ihnen - also rund 89 Prozent - nicht bzw. nicht vollständig geimpft. Auf Normalstationen ist dieser Anteil etwas geringer: Dort seien 75 Prozent nicht bzw. nicht vollständig geimpfte Patienten zu finden.
Für Szekeres alles andere als eine entspannte Situation: „In Wien müssen bereits Operationen verschoben bzw. an private Spitäler ausgelagert werden. Mehr als 600 Schulklassen wurden in Quarantäne geschickt. Offensichtlich gibt es Probleme bei den Testungen. Und noch immer gibt es Lehrer, die nicht geimpft sind“, fasste der Präsident der Wiener und Österreichischen Ärztekammer die Lage aus seiner Sicht zusammen.
„Das Virus kümmert sich um nichts“
Der Wintertourismus wolle eine starke Saison - ob das aber möglich sei, entscheide „nicht die Politik, sondern das Virus“: „Wahrscheinlich haben zu viele die Causa Ischgl vergessen“, mutmaßte Szekeres, der findet, dass wir zu leichtfertig mit der Krise umgehen. Für ihn die Lösung: „Impfverordnungen, beispielsweise für bestimmte Berufsgruppen, oder für Menschen, die in der Öffentlichkeit agieren.“ Demokratiepolitisch möge das „bedenklich“ sein, „aber das Virus kümmert sich um nichts. Es ist da und es ist da, um zu bleiben oder neue Mutationen zu entwickeln.“
„Können so nur abwarten, bis sich Nicht-Geimpfte infizieren“
Mit den noch immer erst nur knapp 60 Prozent zweifach Geimpften „liegen wir im europäischen Vergleich im unteren Drittel, ähnlich wie Staaten aus dem ehemaligen Osteuropa“, kritisierte er. Ohne rasche Erhöhung der Impfquote könne man aber „nichts anderes tun als abwarten, bis sich alle Nicht-Geimpften infizieren und erkranken, zum Teil schwer“. Ob die Krankenhäuser das schaffen, sei fraglich. „Wir dürfen nicht in eine Situation geraten, wo Menschen, die dringend ein Intensivbett brauchen würden, entweder weil sie schwer erkranken oder einen Unfall erleiden, kein Bett bekommen.“
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