Seit Jahren warnt der Jägerverband vor einem blauäugigen Umgang mit großen Beutegreifern. „Das sind keine Kuscheltiere, sondern echte Wildtiere mit echten Zähnen. Und sie sind Opportunisten bei der Nahrungssuche. Wenn sich ihre Erfahrungen bestätigen, dass es im Umfeld der Menschen was zu holen gibt, kommen sie immer wieder.“
In Mitteleuropa sei die Situation eine andere wie in der Wildnis von Alaska: „Dort sind die Beutegreifer nicht mit Spuren der menschlichen Zivilisation konfrontiert. Hier in den Alpen schon, hier ist der Lebensraum zu klein.“
WWF: Problematisch, wenn Tier stehen bleibt
Verlieren die Wildtiere also nach und nach ihre natürliche Scheu? Dass das passiert, kann auch WWF-Wolfsexperte Christian Pichler nicht ausschließen. Er verweist auf den Wolfsmanagement-Plan des Bundes, der genau festlegt, was in welcher Situation getan werden muss. „Ein Vorbeilaufen wird als unproblematisch eingestuft, wenn das Tier aktiv stehen bleibt, ist es etwas anderes.“ Die zuständigen Stellen müssten die Sichtung zuerst genau abklären, dann könne das Verhalten des Tieres genauer eingeschätzt werden.
Bei der Monitoring-Stelle des Landes für große Beutegreifer heißt es, die in der „Krone“ geschilderte Begegnung am 5. September sei der Behörde bislang nicht gemeldet worden. Man gehe diesem Ereignis nach Bekanntwerden umgehend nach. Das vom Augenzeugen geschilderte Knurren sei ohne nähere Informationen schwer einzuordnen. Auch soll geklärt werden, ob das geschilderte Wolfsgeheul von mehreren Personen gehört wurde und ob es weitere Sichtungen gegeben hat. „Ist ein Wolf mit auffälligem Verhalten in der Gegend aufhältig, wäre anzunehmen, dass es in der Zwischenzeit weitere Ereignisse und Beobachtungen gegeben haben müsste.“
LHStv. Geisler appelliert, Sichtungen zu melden
Der zuständige LHStv. Josef Geisler (ÖVP) sagt dazu: „Die Sicherheit der Bevölkerung hat absolute Priorität. Deshalb geht das Land Tirol nicht nur allen gemeldeten Rissen an Nutztieren oder Spuren, sondern auch Sichtungen und Beobachtungen akribisch nach. Alle jene, die glauben, einen Wolf oder auch einen Bären gesehen zu haben, sind aufgerufen, dies zu melden.“
Dafür steht auf der Homepage des Landes auch ein eigenes Sichtungsformular zur Verfügung. „Um Einzelsituationen fundiert einschätzen und dann auch handeln zu können, braucht es die aktive Mithilfe der Bevölkerung“, betont Geisler.
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