„Unfaire Praktiken“

Billa lädt Köstinger nach Kritik zu Diskussion ein

Politik
20.09.2021 16:23

Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) hat am Wochenende schwere Vorwürfe gegen die Handelsketten Billa, Spar und Hofer erhoben. Es würden „erpresserische Zustände“ herrschen, „unfaire Praktiken“ würden „keinen fairen Wettbewerb“ ermöglichen. Der Handel reagierte prompt, sprach von „pauschalem Bashing“. Die Supermarktkette Billa will die Wogen glätten und lud die Ministerin für den 4. Oktober zu „Tischgesprächen“ ein, um etwa Vorwürfe und Vorurteile zu diskutieren.

Nach der scharfen Kritik von Köstinger am Lebensmittelhandel am Samstag lädt Billa die Ministerin dazu ein, gemeinsam mit Landwirtschaft, Konsumentenschutz und Kundenvertretern „kontroversielle Themen, Vorwürfe und Vorurteile, aber auch Verbesserungsmöglichkeiten“ zu diskutieren.

„Wer sich wehrt, wird ausgelistet“
Köstinger hatte am Wochenende in einem Interview schwere Vorwürfe gegen die großen Lebensmittelketten Billa, Spar und Hofer erhoben. Die Bauern hätten keine Chance gegen deren Übermacht: „Das sind zum Teil erpresserische Zustände. Wer sich wehrt, wird ausgelistet. Das ist kein fairer Wettbewerb, das sind unfaire Praktiken.“

Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (Bild: APA/Roland Schlager)
Tourismusministerin Elisabeth Köstinger

Marge wird an Bauern nicht weitergeleitet
Es gäbe ein Missverhältnis zwischen den Erzeuger- und Konsumentenpreisen, so Köstinger. „Steigen die Preise für Konsumenten, schöpft der Handel diese Marge ab und gibt sie nicht an die Bauern weiter. Zahlen die Konsumenten weniger, trägt das nicht der Handel, sondern der Bauer bekommt entsprechend weniger.“

(Bild: APA/HELMUT FOHRINGER)

Konsumenten werden getäuscht
„Der Preiskampf findet jeden einzelnen Tag am Regal statt. Der Handel lockt die Kunden mit billigen Eiern oder billiger Milch. Was die Ketten da verlieren, holen sie sich durch Aufschläge bei anderen Produkten wieder herein.“

Zitat Icon

Der Preiskampf findet jeden einzelnen Tag am Regal statt. Der Handel lockt die Kunden mit billigen Eiern oder billiger Milch. Was die Ketten da verlieren, holen sie sich durch Aufschläge bei anderen Produkten wieder herein.

Elisabeth Köstinger

Handel weist Vorwürfe der Ministerin von sich
Eine Economica-Studie im Auftrag des Fachverbandes des Lebensmittelhandels in der Wirtschaftskammer Österreich kam kürzlich zu dem Ergebnis, dass im Gesamtdurchschnitt 24,5 Prozent des Regalpreises auf die Landwirtschaft und knapp 18 Prozent auf die Lebensmittelindustrie fallen. Mit einem Anteil von 16,5 Prozent am Regalpreis liege der Lebensmitteleinzelhandel an dritter Stelle.

(Bild: © littlewolf1989 - stock.adobe.com)

Wertschöpfungszuwachs in Landwirtschaft gering
Die Landwirtschaftskammer wiederum verweist auf eine Wifo-Studie, der zufolge sich der Anteil der Landwirtschaft an der Wertschöpfungskette von 20,2 Prozent im Jahr 2005 auf 17,5 Prozent im Jahr 2019 reduziert hat. Gemessen am BIP ist der Anteil auf 0,8 Prozent gesunken. Während die Wertschöpfung etwa im Einzelhandel von Nahrungsmitteln und Getränken um 44 Prozent zugenommen habe, betrug der Zuwachs in der Landwirtschaft nur zehn Prozent.

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