Nicht nur stromhungrig

Bitcoin-Minen erzeugen tonnenweise Elektroschrott

Digital
21.09.2021 12:15

Bitcoin-Minen, in denen mit hoch spezialisierten Prozessoren digitales Geld erzeugt wird, sind schon öfter wegen ihrer schlechten Umweltbilanz in die Kritik geraten. Meist ging es dabei allerdings um den Stromverbrauch. Eine neue Studie zeigt nun aber, dass die Bitcoin-Erzeugung auch zu einem gewaltigen Berg von Elektroschrott führt.

Jährlich rund 30.700 Tonnen Elektromüll werden von den Bitcoin-Minen dieser Welt erzeugt, haben die Forscher Alex de Vries und Christian Stoll ausgerechnet. Das entspreche dem Aufkommen - alte Smartphones, Computer, Drucker - eines Landes von der Größe der Niederlande, schreiben sie im Journal „Resources, Conservation & Recycling“.

Aufnahme aus einer Bitcoin-Mine in Kanada (Bild: AFP)
Aufnahme aus einer Bitcoin-Mine in Kanada

Bitcoin-Prozessoren haben 1,29 Jahre Lebensdauer
Vor allem die Kurzlebigkeit der Hardware ist demnach ein Problem. Bitcoin-Minen erzeugen die Kryptowährung mit Spezialprozessoren, sogenannten ASICs, die ausschließlich für die Bitcoin-Erzeugung gebaut werden und am Ende ihrer Lebensdauer im Gegensatz zu Haupt- oder Grafikprozessoren keiner anderen Verwendung zugeführt werden können. Diese ASICs werden in Bitcoin-Minen im Schnitt alle 1,29 Jahre ausgetauscht, weil neuere Modelle mehr Effizienz und somit Gewinn versprechen.

Mit Spezialcomputern wie diesem „Antminer“ erzeugen Bitcoin-Schürfer ihre digitale Währung. (Bild: https://shop.bitmain.com)
Mit Spezialcomputern wie diesem „Antminer“ erzeugen Bitcoin-Schürfer ihre digitale Währung.

Den Forschern zufolge sorgt das für einen beispiellosen Berg an Elektroschrott - und lähmt nebenbei die globale Chipproduktion. Wenn Fertigungskapazitäten für ASIC-Prozessoren aufgewendet werden, die nach 15 Monaten durch neue ersetzt werden müssen, fehlen diese Kapazitäten für möglicherweise in anderen Industriezweigen dringend benötigte Chips.

Es wird wohl nur ein kleiner Teil recycelt
Dem Recycling wird wohl nur ein kleiner Teil der durch die Bitcoin-Erzeugung produzierten Elektroabfälle zugeführt. Die ASIC-Prozessoren können nicht zweitverwendet werden, andere Komponenten - etwa Kühlkörper - hingegen schon. Allerdings findet die Bitcoin-Erzeugung häufig in Ländern mit billigen Strompreisen statt, in denen kein allzu großer Wert auf Recycling gelegt wird, ein Großteil des Bitcoin-Mülls dürfte also auf Deponien landen. Generell werden global gesehen nur rund 17 Prozent der Elektronikabfälle recycelt.

De Vries und Stoll haben auf Basis ihrer Zahlen auch ausgerechnet, wie viel Elektroschrott eine einzige Bitcoin-Transaktion produziert. Demnach erzeugt eine Bitcoin-Überweisung 272 Gramm Elektromüll. Zum Vergleich: Das neue iPhone 13 wiegt 173 Gramm. Um die Umweltbilanz - neben Elektroschrott beklagen Beobachter bekanntermaßen auch den enormen Stromverbrauch - zu verbessern, empfehlen die Forscher laut BBC, den extrem rechenintensiven Bitcoin-Erzeugungsprozess auf eine weniger ressourcenintensive Vorgehensweise umzustellen.

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