Die Kommunisten waren bei der letzten Wahl die zweitstärkste Partei in Graz. Am 26. September könnte es weitere Zugewinne geben. Spitzenkandidatin Elke Kahr ist einer rot-rot-grünen Koalition nicht abgeneigt, wie sie im „Krone“-Interview erklärt.
„Krone“: Die Grazer KPÖ ist ein Phänomen. Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis?
Elke Kahr: Wir sind da für die Leut’. Vorhin hat mich ein Ehepaar angesprochen wegen einer Verkehrsangelegenheit. Ich sage nicht, rufen Sie beim Amt an - ich schreibe mir das auf und nehme mich der Sache an.
Als „Mieterengel“ haben Sie und Ihr Vorgänger Ernest Kaltenegger die KPÖ groß gemacht. Nach der letzten Wahl hat man Ihnen den Gemeindebau weggenommen.
Der Gemeindewohnungen waren in einem schrecklichen Zustand - Substandard. Wir haben sie saniert, Bäder und Toiletten eingebaut. Wir haben 1000 neue Wohnungen errichtet. Wir haben den Kautionsfonds eingerichtet. Dass wir jetzt nicht mehr dafür zuständig sind, heißt ja nicht, dass wir uns nicht mehr um das Thema kümmern. Viele wenden sich mit Wohnanliegen nach wie vor an uns. Wir haben seit 25 Jahren den Mieternotruf. Ich suche oft bis spät auf d’Nacht Wohnungen.
Ihre Kritiker meinen, Sie hätten Ihren eigentlichen Job als Verkehrsstadträtin vernachlässigt.
Wir haben beim Öffis-Ausbau so viel weitergebracht, wie schon lange nicht mehr. Es werden drei neue Bim-Linien gebaut.
Thema öffentlicher Verkehr: Wofür ist die KPÖ?
Dafür, dass die Straßenbahn weiter ausgebaut wird - in alle Bezirke. Und ergänzend dazu die S-Bahn.
Also keine U-Bahn?
Nein, zu teuer.
Apropos Njet: Der KPÖ wird nachgesagt, immer und überall dagegen zu sein.
Der Großteil der Beschlüsse im Gemeinderat sind einstimmig. Wenn es aber um den Ausverkauf von öffentlichem Eigentum geht, um Gebührenerhöhungen, um Prestigeprojekte wie die Plabutschgondel sind wir dagegen - weil wir das Geld woanders dringend brauchen. Es ist besser, manchmal Nein zu sagen, als zu allem Ja und Amen.
Wenn es um den Ausverkauf von öffentlichem Eigentum geht, um Gebührenerhöhungen, um Prestigeprojekte wie die Plabutschgondel sind wir dagegen - weil wir das Geld woanders dringend brauchen.
Elke Kahr
Können Sie sich Rot-Rot-Grün vorstellen?
Wenn es eine Mehrheit dafür gibt und die anderen Parteien das wollen, sogar sehr gut.
Mit Elke Kahr als Bürgermeisterin?
Warten wir zuerst einmal den Wahltag ab.
Wir haben uns schon Ende der 1980er-Jahre von den Verbrechen, die im Namen des Kommunismus passiert sind, distanziert.
Elke Kahr
Eine Frage noch: Warum fällt es Ihnen so schwer, sich vom Kommunismus, wie er z.B. in der Sowjetunion praktiziert wurde, zu distanzieren?
Das stimmt nicht. Wir haben uns schon Ende der 1980er-Jahre von den Verbrechen, die im Namen des Kommunismus passiert sind, distanziert. Aber ja, wir sind Kommunisten.
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