Die Impfposition der FPÖ ist ein bisserl ein Spagat. Während deren Parteichef, Herbert Kickl, mit harten Worten Ängste schürt und gegen das Impfen mobil macht, gibt es wiederum andere Blaue, die geimpft, genesen oder geläutert sind. Das passt nur mit viel Fantasie zusammen.
Wenn Herbert Kickl nämlich davon spricht, dass die Impfung „nicht notwendig“ und überhaupt ein „gigantisches, weltweit ausgerolltes Experiment“ der Pharmakonzerne ist, die die Menschen als „Versuchskaninchen“ missbrauchen, lässt das nicht besonders viel Spielraum für Interpretationen. Man kann ihn damit getrost als Impfkritiker bezeichnen. So mancher meint, die Zuschreibung „Verschwörungstheoretiker“ sei passender. Aber es soll hier nicht um Begrifflichkeiten gehen.
Kickl-Variante ist deutlich aggressiver als Hofer-Variante
Viel spannender ist nämlich die Frage, wie diese deutlich-ablehnende Haltung in seiner eigenen Partei ankommt, hat sie doch zuletzt einen radikalen Wandel vollzogen. Mit dem erst kürzlich erfolgten Wechsel an der Spitze vom gemäßigten Norbert „Wolf im Schafspelz“ Hofer zu Herbert Kickl begann die Mutation der FPÖ. Diagnose: die Kickl-Variante ist deutlich aggressiver und infektiöser. Überzeugungsarbeit wird hier nicht fruchten, sie ist quasi immun gegen wissenschaftliche Argumente und hochansteckend.
Sag, FPÖ, wie hast du’s mit der Impfung?
Da ist es natürlich schwierig, zu erklären, wie gemäßigtere Stimmen in Sachen Impfung zur neuen Radikal-FPÖ passen. Dass einige Blaue selbst geimpft sind oder wie der oberösterreichische Parteichef Manfred Haimbuchner nach einer eigenen, heftigen Corona-Erkrankung samt Intensivstation diplomatischere Töne anklingen lassen, passt da nur wenig zu dem harten Anti-Impf-Kurs der Partei. Aber darf sich ein FPÖler wirklich nicht impfen lassen?
Impfen ist Privatsache…
Nein. Denn bei allem Verständnis für die Lust an Häme gegenüber Herbert Kickl: nur, weil der neue Parteichef gegen das Impfen wettert, bedeutet das nicht, dass jeder Blaue ungeimpft sein muss. So wie es die Privatsache eines jeden Grünen ist, ob er zu Hause ein Lastenrad stehen hat, oder auch ein Roter in seiner Freizeit in Nobellokale gehen darf, ist es auch die freie Entscheidung eines jeden FPÖ-Mitglieds, ob er sich impfen lassen will oder nicht.
…aber da ist noch die Glaubwürdigkeit
Das Einzige, was schwierig werden kann, ist die Sache mit der Glaubwürdigkeit, immerhin das teuerste Gut in der Politik. In diesem Punkt ist der Impf-Spagat schwer zu meistern. Wir werden bei der kommenden Wahl in Oberösterreich einen Vorgeschmack darauf bekommen, welcher Kurs dem blauen Wähler mehr mundet. Dann ist klar, ob die FPÖ in Sachen Impfkritik mehr oder vielleicht doch eher weniger Salz braucht.
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