Neue Sensation im Haus des Meeres! Im siebten Stock des Wiener Zoos wurde ein 360°-Haifisch-Aquarium nach über drei Jahren Bauzeit eröffnet. Die neue Anlage stellt mit seinen 400.000 Litern Meereswasser das alte Becken in den Schatten, und bildet nun einen neuen Lebensraum für Riffhai, Rochen, Fadenmakrele und viele mehr. Die viel zu wenig geschützten Tiere kämpfen in freier Wildbahn immer noch mit einem negativen Image, daher ist die Aufklärungsarbeit, die hier geleistet wird, enorm wichtig. Die „Krone“-Tierecke war bei der ersten öffentlichen Besichtigung dabei.
Das neue Becken ist nun das flächenmäßig größte im Haus des Meeres. Mit knapp 120 m² hat es fast doppelt so viel Schwimmfläche wie das alte Becken und bietet den Haien ausreichend Platz zum Weiterwachsen. Das Besondere: Es ist rundum begehbar (daher der Name 360°) und bietet somit Einblicke aus allen Blickwinkeln. Dieses komplett aus Plexiglas bestehende Aquarium ist neben zahlreichen anderen Fischen die neue Heimat der vier Riffhaie aus der bisherigen Anlage. Diese hat deswegen aber nicht ausgedient, sie dient als Aufzuchtaquarium für Hai-Nachzuchten.
Die Tierwelt des neuen Beckens
Das neue 360° Haiaquarium ist eine Nachbildung eines indopazifischen Korallenriffes. Die Stars sind klarerweise die zwei übersiedelten Haiarten (Weissspitzen- und Schwarzspitzenriffhai) aber auch die mit den Haien nah verwandten Rochenarten, wie ein Blaugepunkteter Maskenrochen oder ein Geigenrochen, die darin schwimmen. Vier Doktorfischarten sorgen für das ökologische Gleichgewicht des jungen Aquariums, indem sie den stark wachsenden Kieselalgenrasen abgrasen. Viele Hundert Riffbarsche und andere Korallenfische nutzen die zahllosen Höhlungen des künstlichen Riffes als Versteck. Drei Putzerlippfische entfernen Unreinheiten von den Fischkörpern, und dies sogar von den selten putzbereiten Rochen und Haien. Insgesamt tummeln sich über 1000 Fische im neuen Aquarium, es zu umrunden, ist wie ein Tauchgang auf den Malediven.
Wichtiger Beitrag zum Artenschutz
Es ist weithin bekannt, dass der Bestand nahezu aller Hochseehaie und Rochen seit den letzten 50 Jahren stark rückläufig ist. Dabei sind gerade diese Meeresbewohner als Gesundheitspolizei für das Ökosystem Meer - und somit auch für den Menschen - wichtig. Wenn der Hai als Räuber fehlt, profitieren seine Beutefische und das maritime Gleichgewicht gerät ins Wanken. Diese Kette zieht sich abwärts bis zu den kleinsten Mikroben und Algen, die dann sogar ganze Riffe zum Absterben bringen können. Im Haus des Meeres erfährt man viel über den Zustand unserer Ozeane und warum sie so schützenswert sind.
Hai-Übersiedelung
Das Meeresbiologen-Team des Hauses war vor zwei Wochen auf alle Eventualitäten und Schwierigkeiten vorbereitet. Es wurde sogar aus Südafrika ein spezieller durchsichtiger Haifangtrichter ausgeliehen. Aber es war dann alles leichter als gedacht, denn nur von einem kleinen Schlauchboot aus gelang es, die bis zu 1,5 m großen Haie mit einem großen Käscher zu fangen. Immer noch im Netz wurden die Tiere auf den Rücken gedreht und ihnen mit einer Hand auf die sensible Schnauze gegriffen. Durch Umdrehen und diesen Kunstgriff verfällt ein Hai in eine Art Trance oder leichte Narkose. In dieser Form wurden die Riffhaie mit dem Lift (!) in das neue Terrain drei Stockwerke höher übersiedelt. Innerhalb einer Minute waren die Haie im neuen Becken eingesetzt, aus dem Netz befreit und freigelassen. Der gesamte Einsatz war nach eineinhalb Stunden geglückt, und die Bewohner erkundeten neugierig das neue Zuhause.
Ingenieurskunst auf höchster Ebene
Die Planung startete bereits im Jahr 2017, denn die Umsetzung eines derartigen Mammutprojekts will gut vorbereitet sein. Um das Gewicht von 500 Tonnen abzufangen, musste eigens eine Stahlkonstruktion eingebracht werden, um eine sichere Statik zu gewährleisten. Die nächste Herausforderung war die Einbringung der Plexiglasscheiben in 30 Metern Höhe, und die fugenlose Zusammenführung dieser. Der Ausbruch der Pandemie war eine weitere Hürde und bedeutete nicht nur den Stopp der Bautätigkeit, sondern auch die Schließung des Hauses. Um die Fertigstellung des neuen Beckens zu ermöglichen, erhielt das Haus des Meeres erstmals seit zehn Jahren einen Zuschuss der Stadt Wien. Damit wurde sichergestellt, die ausstehenden Baukosten zu decken und das Aquarium fertigzustellen.
In Summe hat das Bauprojekt mit Fremd- und Eigenleistungen rund drei Millionen Euro gekostet, die anfangs erwähnten statisch notwendigen Stahlbauten sind in dieser Summe nicht enthalten. Die Eröffnung des neuen 360°-Haibeckens bedeutet, dass ein weiteres Geschoß im gläsernen Zubau seiner Bestimmung übergeben werden konnte. Für die zahlreichen Besucher des Hauses ist es sicherlich eine neue Attraktion!
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