Nach Seilbahnunglück
Obsorgestreit: Eitan (6) bleibt vorerst in Israel
Im mutmaßlichen Entführungsfall um den kleinen Eitan, den einzigen Überlebenden der Seilbahn-Katastrophe vom Lago Maggiore, gibt es eine vorläufige Entscheidung: Der Sechsjährige bleibt bis zur Fortsetzung eines Verfahrens am Familiengericht in Tel Aviv am 8. Oktober in Israel. Die Zeit bis dahin soll das Kind beim Großvater mütterlicher Seite und bei der Tante verbringen, die von den italienischen Justizbehörden das Sorgerecht halten hatte.
Eine Justizsprecherin hatte zuvor der Nachrichtenagebtur Ansa bestätigt, dass eine erste Anhörung stattgefunden hatte. Sie sagte allerdings, da es eine Sitzung des Familiengerichts sei, könne sie keine weiteren Angaben machen.
Tante: „Möchte Eitan wieder heimholen“
Die Tante, Aya Biran, war zum Prozess aus dem lombardischen Pavia, wo sie lebt, nach Tel Aviv gereist. Sie sagte vor der Anhörung: „Ich möchte Eitan wieder heimholen. Ich bin sehr besorgt um ihn, ich will ihn so schnell wie möglich nach Hause bringen.“ Zuvor gaben die Verwandten mütterlicherseits in Israel etliche Interviews und erklärten, zum Wohle des Kindes gehandelt zu haben. Eitan sei in Italien nicht die nötige physische und psychische Hilfe zugekommen, behaupteten sie. Der Fall weckte in Italien und in Israel großes Medieninteresse.
Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Großeltern wegen Kindesentführung
Eitan hatte beim Seilbahnunglück seine Eltern, seine Großeltern väterlicherseits und einen Bruder verloren. Die Staatsanwaltschaft der italienischen Stadt ermittelt gegen Eitans Großeltern und gegen eine dritte Person wegen Kindesentführung. Der Großvater hatte das Kind ohne Erlaubnis der Tante von Pavia nach Tel Aviv gebracht.
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Die Beziehungen zwischen den Angehörigen des Kindes sind angespannt. Die Tante behauptet, Eitan sei vom Großvater einer „Gehirnwäsche“ unterzogen worden. Der Großvater bestritt in TV-Interviews, dass er das Kind entführt habe, weil er das Geld kassieren wolle, das der Bub als Entschädigung infolge des Seilbahn-Unglücks erhalten soll.
Auch über Religion wird gestritten
Auch religiöse Gründe stehen hinter dem Familienstreit. Die Großeltern kritisierten, dass Aya Biran das Kind in eine katholische Volksschule in Pavia eingeschrieben habe. Für die Großeltern sei dies nicht akzeptabel. Die beim Unglück gestorbenen Eltern Eitans hätten beschlossen, 2022 nach Israel zurückzukehren, nach Ende des Krankenhauspraktikums in Pavia von Eitans Vater, der in Italien Medizin studiert hatte. „Ich bin Jüdin und Israelin, und ich möchte, dass mein Enkel hier in den Traditionen seines Volkes aufwächst“, betonte die Großmutter.
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