Der Actionfilm-Star Bruce Willis tritt neuerdings in russischen Werbespots auf, ohne sich je an Dreharbeiten für die Reklame beteiligt zu haben. Sein Gesicht wird kurzerhand mithilfe von KI-Bildmanipulation („Deepfake“) in die Werbespots eines russischen Mobilfunkers eingebaut. Und das sogar mit dem offiziellen Segen des Mimen.
Bruce Willis hat sein Gesicht nämlich ganz offiziell an den Mobilfunker Megafone und die mit der Umsetzung betraute Werbeagentur Instinct lizenziert, wird also für die Spots bezahlt. Dass es so wirkt, als würde Willis tatsächlich mitspielen, ist ausgeklügelten KI-Algorithmen zu verdanken, die auf Basis Tausender Fotos das Gesicht des russischen Schauspielers Konstantin Solowjow, der bei den Dreharbeiten Willis‘ Platz einnimmt, mit jenem des US-Stars ersetzt.
Wie Heise.de meldet, hat die für die Deepfake-KI zuständige Firma ihre Mitarbeiter insgesamt 40 Bruce-Willis-Filme sichten lassen. Das Personal holte Screenshots aus den Filmen und trainierte die Deepfake-KI mit insgesamt 34.000 Bildern von Willis. Damit lässt sich dessen Kopf recht lebensecht in die Werbespots einbauen, weiteren Feinschliff verlieh man den Clips in der Postproduktion.
Agentur: Das ist die Zukunft des Werbespots
Der Mobilfunker und die Werbeagentur sind mit dem Ergebnis zufrieden. Ein Manager der Agentur glaubt, dass solche lizenzierten Gesichter die Zukunft des Werbespots sein könnten: Die Produktion ist billiger, es gibt keine Schwierigkeiten bei der Terminfindung und man kann in Pandemiezeiten mit Reisebeschränkungen internationale Stars für nationale Werbespots nutzen. Beim Mobilfunker freut man sich über die Wellen, die der Werbespot schlägt: Der Deepfake verleiht der Firma ein innovatives Image.
Deepfake wurde beim Dreh berücksichtigt
Insgesamt 14 kurze Werbespots mit Bruce Willis‘ Gesicht wollen die russischen Werber im kommenden Jahr veröffentlichen. Bei den Dreharbeiten - neben Solowjow, der Willis ersetzt, spielt auch der Komödiant Asamat Mussaghalijew mit - muss die spätere KI-Manipulation allerdings bereits mit eingeplant werden. Man suchte gezielt einen Mimen mit der Statur von Bruce Willis, auch eine Glatze war Voraussetzung, um es der KI später einfach zu machen. Allzu starke Kopfbewegungen waren bei den Dreharbeiten auch tabu. Solowjow erfüllte diese Voraussetzungen, muss nun aber damit leben, dass sein Gesicht in den Spots gar nicht vorkommt.
Deepfakes sorgen auch für Ärger
Deepfake-Videos sorgen im Internet schon länger für Staunen, mitunter aber auch für Ärger, erlaubt die Technik doch technisch versierten Laien, auf Basis einiger Bilder Prominenter oder privater Kontakte täuschend echte Fake-Videos zu erstellen. So kam es beispielsweise bereits dazu, dass Promis wider Willen in Pornovideos eingebaut wurden, auch Politiker wie Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz wurden schon Opfer von Deepfakes.
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