Kommt ein Brief zu spät an oder geht ein Paket verloren, geht man oft sehr schnell und hart mit den Zustellern der Post ins Gericht. Dabei vergisst man, dass sie eine enorme Arbeitsbelastung haben. „Überstunden stehen bei mir an der Tagesordnung“, erzählt ein Briefträger aus Wien. Und: Eine lange Karriere bei der Post ist der Führungsebene vorbehalten. Denn aufgrund der Zustände wechseln die Kollegen häufig.
Jeder kennt das: Man freut sich auf ein Paket und erwartet sehnsüchtig das Klingeln des Briefträgers. Geht man dann Stunden später zum Postkasten, entdeckt man ihn: den gelben Zettel, der auf die Abholung des Pakets beim nächsten, meist weit entfernten Poststandort hinweist. Und das, obwohl man zu Hause war. „Ich verstehe die Kollegen nicht, die das so handhaben“, erzählt ein Wiener Zusteller, der anonym bleiben möchte. „Immerhin möchte ich ja mein Postauto leer kriegen.“ Er wisse aber, dass es manche so machen, weil sie schneller fertig werden wollen oder einfach von der Menge überfordert sind.
„Die traditionelle Hochsaison geht jetzt los“
Und das Mengenproblem wird nicht kleiner, wie auch ein Sprecher der Post bestätigt: „Die traditionelle Hochsaison geht jetzt los. Die Sendungsmengen steigen in Richtung Weihnachten.“ Das bedeutet für die Zusteller noch mehr Überstunden. „Ich habe bereits jetzt täglich welche“, erzählt der Wiener.
Einige hängen den Job gleich wieder an den Nagel, weil es ihnen einfach zu viel Arbeit ist.
Der Wiener Postler
Das Unternehmen schreibt zwar jedes Jahr zahlreiche Stellen aus, aber es gibt nicht genug geeignete Bewerber. „Außerdem hängen einige den Job gleich wieder an den Nagel, weil es ihnen einfach zu viel Arbeit ist“, weiß der Postler. Auf „Krone“-Nachfrage versichert das Unternehmen, gerade das Logistikzentrum auszubauen, neue Zustellbasen zu errichten und sich auch um eine bessere technische Ausstattung sowie zusätzliche Mitarbeiter zu kümmern.
„Was mich ärgert, ist die Freunderlwirtschaft“
Laut dem Zusteller sind aber nicht alle von Mehrarbeit und Überforderung betroffen. „Was mich ärgert, ist die Freunderlwirtschaft. Wer mit dem Teamleiter auf Bussi Bussi ist, muss nicht so viele Überstunden machen. Und bekommt auch keine am Deckel, wenn er zu langsam arbeitet“, kritisiert er.
Und auch, dass wenn etwas mal nicht klappt, automatisch der Zusteller schuld ist. „Was viele nicht wissen, ist, dass wir kein Grundstück betreten dürfen. Gibt es am Gartenzaun keine Klingel, muss ich den gelben Zettel in den Postkasten werfen.“ Aber auch wenn ein Brief einmal nicht zugestellt wird, ist nicht immer der Briefträger schlampig. „Die Post wird von einer Maschine vorsortiert. Die macht auch einmal Fehler.“
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.