Weltweit ging am Freitag der achte Klimastreik von Fridays for Future über die Bühne. Zentrale Forderung der Aktivisten sind verstärkte Klimaschutzmaßnahmen, damit der Temperaturanstieg noch auf eineinhalb Grad begrenzt wird - dem 2015 beim Pariser UN-Klimagipfel international vereinbarten Ziel. In Wien, wo es gegen Mittag am Praterstern losging, stand auch der „Lobau-Protest“ am Programm. Insgesamt gab es in Österreich Aktionen in 15 Städten und Gemeinden. Fridays For Future appellierte an die österreichische Regierung, die Klima-Krise endlich als Krise zu behandeln und nicht auf technologische Wunderlösungen zu warten, hieß es in einem Statement am Freitagnachmittag.
Seit 2019 wird auf der ganzen Welt für das Klima gestreikt, die Initiatorin der Bewegung, die Schwedin Greta Thunberg, weilt heute in Berlin. Wie Fridays For Future (FFF) vor dem Auftakt in Wien berichtete, waren es diesmal mehr als 1200 Städte auf der ganzen Welt, in denen für Klimagerechtigkeit demonstriert wurde.
Die bisherigen Streiks in Österreich riefen zum Teil Tausende Aktivisten und Aktivistinnen auf die Straße: Beim Auftakt, dem „Earth Strike“ am 15. März 2019 waren es mehr als 20.000 Schüler und Studenten, als Ende Mai 2019 dann Thunberg in Wien zu Gast war, beteiligten sich allein in Wien 10.000 Personen. Doch im September vor fast genau zwei Jahren setzte es bei der „Earth Strike“-Demo die bisherige Rekordmarke: In Wien waren laut einer Schätzung der Polizei rund 30.000 Personen auf der Straße, in Innsbruck zählte man bis zu 18.000.
„Historischer Wendepunkt“
Vor dem Beginn der Demo hofften Friday For Future erneut auf starken Zustrom, nachdem seit 2020 die Corona-Pandemie diesen doch minimiert hatte. „Wir stehen jetzt an einem historischen Wendepunkt“, so Aktivistin Katrin Hipmair in einem Statement am Freitag. „Wir können dabei zusehen, wie Politik und Wirtschaft durch ihr Nichts-Tun unsere Zukunft zerstören. Oder wir stehen gemeinsam für eine klimagerechte Welt auf, in der unser Überleben gesichert ist und niemand zurückgelassen wird.“
Emissionen: Plus von neun Prozent gegenüber Vorjahr
Schlechte Nachrichten waren bereits im Vorfeld der Demozüge bekannt gegeben worden. Gingen die Emissionen in Österreich im Jahr 2020 Corona-bedingt um geschätzte acht Prozent gegenüber 2019 zurück, gibt es heuer wieder ein Plus von neun Prozent gegenüber 2020, so neue Berechnungen des Klimawissenschafters Gottfried Kirchengast. „Es war klar, dass es sich bei dem leichten Rückgang im Vorjahr um keine Trendwende gehandelt hat, sondern dass die Treibhausgase wieder ansteigen werden, darum braucht es das, wofür wir hier auf die Straße gehen“, sagte Hanna Simons, Programmleiterin des WWF Österreich, gegenüber der APA.
Demos in Klagenfurt und Bregenz am Vormittag
Demonstriert wurde in Österreich bereits am Vormittag, etwa in Klagenfurt mit etwa 120 Teilnehmern. Ebenso versammelten sich auch in Bregenz Aktivisten für ihren Protestzug, an dem sich schlussendlich 500 Menschen beteiligten.
Wir können dabei zusehen, wie Politik und Wirtschaft durch ihr Nichts-Tun unsere Zukunft zerstören. Oder wir stehen gemeinsam für eine klimagerechte Welt auf (...).
FFF-Aktivistin Katrin Hipmair
In Wien standen auch regionale Probleme auf dem Programm, denn seit Ende August blockieren Klimaaktivisten die Baustelle der Wiener Stadtstraße in Hirschstetten in der Donaustadt, aus demselben Grund hatten Greenpeace-Aktivisten am Donnerstag um 8 Uhr das Büro von Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) und den Westturm im Wiener Rathaus besetzt gehalten. Am Freitag, zur symbolischen Uhrzeit „fünf vor zwölf“, zogen sie dann Richtung Klimastreik ab.
Tausende Menschen in Wien auf der Straße
Gegen 13 Uhr setzte sich der Demozug beim Praterstern in Bewegung. Er reichte über die ganze Praterstraße und querte gegen 13.45 Uhr den Donaukanal in Richtung Schwedenbrücke. Die Polizei schätzte die Zahl der Protestierenden auf rund 5500. Die Organisatoren sprachen hingegen von 15.000 bis 20.000 Teilnehmenden - und rechneten mit weiterem Zulauf bis zur Abschlusskundgebung am Heldenplatz. Diese ging gegen 17.15 Uhr zu Ende.
Wollen Politik unter Druck setzen
„Setzen wir die Politik am Freitag gemeinsam unter Druck!“, lautete der Aufruf der Aktivistin Paula Dorten. Gefordert wurde eine realistische Antwort auf die drohende Klimakatastrophe. Insgesamt waren es in Wien über 100 Organisationen, Gewerkschaften und Initiativen, die am Klimastreik teilnahmen, neben den bekannten Umweltschutz-NGOs auch Rotes Kreuz, die Plattform für menschliche Asylpolitik oder die Gewerkschaft ÖGB.
Hunderte demonstrierten in Graz, Linz und St. Pölten
Mehrere Demos gab es auch in Graz, mit mehr als 1400 Teilnehmern. Mit einem „Hoch für den Klimaschutz, runter mit der Hitze“ stimmten Freitagnachmittag am Linzer Hauptbahnhof die Organisatoren auf die Klimademo ein. Laut Angaben der Polizei marschierten dann rund 2000 Teilnehmer friedlich durch die Innenstadt bis zur Donaulände. In der niederösterreichischen Landeshauptstadt St. Pölten wurde ebenfalls für den Klimaschutz auf die Straße gegangen. 1500 Menschen, so die Schätzung der Polizei, nahmen daran teil.
In der Bundeshauptstadt wartete auch ein Impfbus - im Zeitraum von 11 bis 20 Uhr war hinter dem Kunsthistorischen Museum ohne Anmeldung eine Impfung gegen das Coronavirus möglich.
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