Am 29. September wird in der EU der Internationale Tag gegen Lebensmittelverschwendung begangen. Alleine in Österreich werden jährlich bis zu 521.000 Tonnen an genießbaren Lebensmitteln - WWF Österreich spricht gar von gut einer Million Tonnen oder 120.000 Lkw - und damit bis zu 800 Euro pro Haushalt entsorgt. Weltweit gehen etwa 14 Prozent der Lebensmittel zwischen Ernte und Einzelhandel verloren, während geschätzt 17 Prozent der gesamten Lebensmittelproduktion verschwendet werden - elf Prozent davon in Haushalten. Viele Menschen setzen bereits bewusste Maßnahmen, kaufen weniger ein oder machen Lebensmittel länger haltbar.
Vergangenes Jahr haben die Vereinten Nationen den 29. September zum Internationalen Tag gegen Lebensmittelverschwendung erklärt. Die iglo-Trendstudie* ist der Frage nachgegangen, welche Strategien die Österreicher verfolgen, um Lebensmittelabfälle zu vermeiden - und welche Lebensmittel am häufigsten in den Müll wandern.
Viele setzen Maßnahmen, viele schmeißen weg
Beinahe jeder (98 Prozent) gibt an, Maßnahmen zu setzen, um die Verschwendung von Nahrungsmitteln zu vermeiden. Gleichzeitig gaben sieben von zehn Befragten zu, in den letzten drei Monaten Lebensmittel weggeworfen zu haben. Im Abfall landeten vor allem Brot und Gebäck (40 Prozent), Obst (34 Prozent) sowie Gemüse (24 Prozent). Aber auch Milch- (21 Prozent) und Wurstprodukte (18 Prozent) fanden nicht selten den Weg in den Müll. Selten weggeworfen wurden hingegen Tiefkühlprodukte und Fertiggerichte (je drei Prozent) sowie Fisch (vier Prozent), Eier (sieben Prozent) sowie Fleisch und Mehlspeisen (je acht Prozent).
Wer weiß, was zu Hause noch auf Lager ist, oder nur kauft, was wirklich benötigt wird, setzt bereits wertvolle Schritte in die richtige Richtung. 72 Prozent verschaffen sich daher regelmäßig einen Überblick darüber, welche Lebensmittel sie auf Vorrat haben. Mehr als die Hälfte (58 Prozent) geht noch einen Schritt weiter und versucht durch das Erstellen von Einkaufslisten nur die Lebensmittel zu kaufen, die notwendig sind. Ein knappes Viertel (23%) plant noch konkreter und erstellt Speisepläne, damit klar ist, welche Lebensmittel gebraucht werden.
44 Prozent kaufen sogar reduzierte Ware
Oft und heiß diskutiert ist das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD). Wie die Studie zeigt, verwenden 73 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher Lebensmittel auch nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums, so sie noch in Ordnung sind. 44 Prozent kaufen sogar bewusst reduzierte Ware, bei der das MHD bald erreicht ist, damit die Lebensmittel nicht weggeworfen werden. Ein Viertel verwendet gleich Tiefkühlprodukte, da diese von vornherein länger haltbar sind.
Wer Lebensmittel länger haltbar machen will, kann sie auch selbst einfrieren, einkochen oder einlegen. Immerhin 56 Prozent der Befragten geben an, diesen Weg zu gehen. Überdurchschnittlich weit verbreitet ist die Praxis unter Pensionisten (76 Prozent) und in ländlichen Gegenden (64 Prozent).
Nationale Strategie nötig
„Für eine nachhaltige und bewusste Ernährungsweise braucht es daher eine umfassende, interdisziplinäre und verpflichtende schulische Ernährungs- und Verbraucherbildung, die Wissen, Fähigkeit und Fertigkeiten im Umgang mit Lebensmitteln vermittelt. Das ist eine wesentliche Stellschraube, um das Ernährungssystem ökologischer zu gestalten“, so auch Marlies Gruber, Ernährungswissenschaftlerin und Geschäftsführerin des forum.ernährung (f.eh).
Food Loss als weiteres Problem
Die Hälfte aller in Österreich verschwendeten Lebensmittel würde mit je 19 Kilogramm pro Jahr in privaten Haushalten anfallen, das f.eh und WWF Österreich sprechen gar von jährlich gut einer Million Tonnen Food Waste. Eine weitere Ursache der Lebensmittelverschwendung ist Food Loss. Darunter werden jene Verluste verstanden, die am Weg vom Feld bis zum fertigen Produkt in Landwirtschaft und Produktion entstehen.
Nach Angaben der Welternährungsorganisation (FAO) wird insgesamt rund ein Drittel aller weltweit produzierten Lebensmittel von allen Akteuren entlang der gesamten Wertschöpfungskette weggeworfen. Ressourcen wie Wasser, Land, Energie, Arbeitszeit und Geld gingen damit verloren, während die Treibhausgasemissionen ansteigen würden: „Wir können es uns in Zeiten der Klimakrise nicht leisten, den Planeten derart unnötig zu belasten - diese massive Verschwendung entlang der Wertschöpfungskette muss gestoppt werden“, so Olivia Herzog, Expertin für Lebensmittelverschwendung beim WWF Österreich.
Wir können es uns in Zeiten der Klimakrise nicht leisten, den Planeten derart unnötig zu belasten - diese massive Verschwendung entlang der Wertschöpfungskette muss gestoppt werden.
Olivia Herzog, Expertin für Lebensmittelverschwendung des WWF Österreich
17 Prozent der weltweiten Lebensmittelproduktion verschwendet
Weltweit gehen etwa 14 Prozent der produzierten Lebensmittel zwischen Ernte und Einzelhandel verloren, während schätzungsweise 17 Prozent der gesamten weltweiten Lebensmittelproduktion verschwendet werden (elf Prozent in Haushalten, fünf Prozent in der Gastronomie und zwei Prozent im Einzelhandel), so auch die FAO. Es sei „dringend notwendig, die Maßnahmen zur Reduzierung von Lebensmittelverlusten und -abfällen zu beschleunigen“.
*Für die Trendstudie hat Integral Markt- und Meinungsforschung im März 2021 100 Österreicher von 18 bis 69 Jahren online repräsentativ für diese Zielgruppe befragt.
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