Die Corona-Lockdowns haben gezeigt, wie wertvoll regionale Versorgung ist. Bei Gemüse und Obst lässt sich da mit dem Kaufverhalten viel bewegen. Und obendrein ist „regional & saisonal“ eine Waffe gegen die Treibhausgase.
„Wie schlimm sind Bananen?“, fragt der britische Uni-Professor Mike Berners-Lee in seinem gleichnamigen Bestseller zum Thema CO2 (die Antwort nebenbei: nicht sehr).
Viel entscheidender für die Umwelt, aber auch für unsere Bauern und den gesundheitlichen Wert von Obst und Gemüse ist, ob wir Lebensmittel dann auf unseren Speiseplan setzen, wenn sie die Natur hergibt.
Jeder weiß (leider), wie im Winter gekaufte Erdbeeren schmecken. Sie sind meist weit gereist (und wurden daher unreif geerntet) oder sie stammen aus Glashäusern, was sich auf Geschmack und Vitamine auswirkt.
Orangen und Zitronen wachsen nun einmal nicht gut in unseren Breiten, darum ist es völlig okay, sie dann zu kaufen und als Vitaminspender zu essen, wenn sie in Italien und Spanien (zwischen November und März) geerntet werden. Diese Früchte werden dann auch nicht per Flugzeug transportiert, sondern per Lkw - was z.B. für frische Äpfel aus Argentinien mitten im Winter nicht zutrifft.
Der Preis wird nicht an der Kasse bezahlt
Wir sind daran gewöhnt, dass es in unserer Luxuswelt alles zu allen Zeiten gibt. Und gern wird verschleiert, zu welchem Preis dies möglich gemacht wird.
Wir bezahlen den Preis, wenn Bauern ihren Job an den Nagel hängen, weil sie gegen die Konkurrenz aus fernen Billiglohn-Ländern nicht mehr ankommen.
Dagmar Gordon, Expertin bei Global 2000
„Der ,Preis’ ist dabei leider selten an der Kasse zu begleichen“, erklärt Dagmar Gordon, Expertin bei Global 2000. „Wir bezahlen ihn, wenn Bauern ihren Job an den Nagel hängen, weil sie gegen die Konkurrenz aus fernen Billiglohn-Ländern nicht mehr ankommen.“
Und wir bezahlen mit Treibhausgasen (von denen CO2 neben Methan eines der schädlichsten ist) und ruinieren damit Stück für Stück unseren Planeten.
Was uns Konsumenten das sagt? Ganz klar und immer vorzuziehen ist heimisches Gemüse, das am Feld gewachsen ist. Das gibt es aber im Winter nicht. Hier muss man sich beim Kauf entscheiden, ob einem der reine CO2-Abdruck wichtiger ist oder die Wertschöpfung in Österreich.
In der Infobox sind sehr vereinfacht die „CO2-Kosten“ von einem Kilo Tomaten angeführt. Leider sieht man, dass eigentlich nur frisches, saisonales und regionales Gemüse und Obst eine einfache (und richtige) Entscheidung bietet.
Wir können etwas daran ändern
Abseits der frischen Freiland-Produkte aus Österreich wird es - wie so oft im Leben - kompliziert.
Nicht nur in Österreich wird daran gearbeitet, durch Glashaus-Anbau vom Klima und von Importen unabhängiger zu werden.
Der Wertschöpfung für unser Land täte das gut. Nicht so sehr aber der Umwelt. Denn durch solche Glashäuser werden in Österreich Hunderte Hektar Land versiegelt, wo man (dem Klima angepasste) Freiland-Produkte anbauen könnte. Der Boden darunter ist tot. Und Beheizung und Beleuchtung sind so lange Klimakiller, bis die Energie dafür klimaneutral (wie im Freiland) erzeugt wird.
Der eingangs erwähnte Prof. Berners-Lee schreibt in seinem Buch dazu drei sehr klare Sätze: Wir befinden uns mitten in einem Klimanotstand. Er ist von Menschen gemacht. Wir können etwas daran ändern.
Tobias Micke, Kronen Zeitung
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