Am Montag wurden die Wahlkarten ausgezählt, nun liegt das Endergebnis der Grazer Gemeinderatswahl 2021 vor. Im Vergleich zu Sonntagabend ergaben sich keine großen Veränderungen mehr. Die KPÖ bleibt klar an der Spitze, eine linke Mehrheit (mit Grünen und SPÖ) ist gegeben. Bitter für die Sozialdemokraten: Sie kommen wieder nicht in den Stadtsenat.
Wie konnte es soweit kommen? Am Tag nach Elke Kahrs Triumph und Siegfried Nagls Abgang standen bei vielen Wählern noch große Fragezeichen auf der Stirn, und auch den Parteistrategen waren Rat- und Fassungslosigkeit ins Gesicht geschrieben. Bei den einen herrschte noch Jubelstimmung, bei den anderen Katerstimmung samt Wundenlecken. Erklärungen für den Wahl-Paukenschlag gibt es aber dennoch einige.
KPÖ
Die Auszählung der rund 25.000 Wahlkarten am Montag hat keine großen Überraschungen gebracht. Am klaren Sieg der Kommunisten war nicht mehr zu rütteln. Die KPÖ hat die Bürgermeisterpartei ÖVP vom Thron gestoßen, die Aufbauarbeit, begonnen von Ernest Kaltenegger und fortgesetzt durch Kahr, war Basis für den Sensationserfolg. So stürmten die Dunkelroten mit fast 29 Prozent an die Spitze - mit den Wahlkartenstimmen legten sie 8,5 Prozentpunkte zu. Die Kommunisten haben nun drei statt bisher zwei Stadtratssitze.
ÖVP
Die Schwarzen fanden sich, bedingt auch durch die geringe Wahlbeteiligung von 54 Prozent, im Tal der Tränen wieder. Ein Ergebnis von knapp 26 Prozent (minus 12 Prozentpunkte) hätten auch Pessimisten nicht für möglich gehalten. Bürgermeister Siegfried Nagl trat zurück, seit Montagabend ist Kurt Hohensinner der neue Mann an der Parteispitze. Die ÖVP hat nur noch zwei statt bisher drei Stadtratssitze.
FPÖ
Spitzenkandidat Mario Eustacchio tobte noch am Montag, für ihn war das Ergebnis (10,6 Prozent) eine Farce, die 5 Prozentpunkte Minus gegenüber 2017 ein Nackenschlag. Eine Obmanndebatte wurde aber, da man den Stadtratssitz hielt, schnell im Keim erstickt, bei der Party Sonntagabend in der Thalia war von Katerstimmung keine Spur. Sofort gingen die Blauen in den Angriffsmodus über. „Angeblich hat der Wähler ja immer recht, ich bin mir da diesmal nicht so sicher“, sagte Eustacchio und fügte hinzu: „Nun ist eine Ideologie an der Macht, die eigentlich im vorigen Jahrhundert ausgelöscht gehört hätte.“
Grüne
Die Grünen fuhren ihr historisch bestes Ergebnis ein und gehen mit geschwellter Brust in die Regierungsverhandlungen. Mit einem Stimmenplus von 6,8 Prozentpunkten auf 17,3 Prozent winkt der Vizebürgermeistersessel für Judith Schwentner. Im Gemeinderat haben KPÖ und Grüne zusammen 24 Sitze, also genau die Hälfte - zu wenig für eine stabile Koalition, sie brauchen noch einen dritten Partner, wohl die SPÖ.
SPÖ
Michael Ehmann hatte sich mehr erhofft, am Ende wurden es nur 9,5 Prozent für den Roten. Er hat damit den Einzug in den Grazer Stadtsenat wieder verpasst. Parteichef Ehmann wird noch Sondierungsgespräche führen, infolge aber seinen Rücktritt vorbereiten. Allein, wer ihm nachfolgen soll, ist aktuell noch völlig offen.
Neos
Der neue Neos-Mann Philipp Pointner jubelt über ein Plus von 1,5 Prozentpunkten auf 5,4 Prozent. Die Pinken sind damit künftig mit zwei Mandaten im Grazer Gemeinderat vertreten.
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