„Vertrauensverlust“
Erste Parteifreunde fordern Laschets Rücktritt
Großes Rumoren ist nach dem historisch schlechtesten Abschneiden der Unionsparteien CDU und CSU bisher ausgeblieben. Trotz des zweiten Platzes rechnet man sich durchaus Chancen auf eine Kanzlerschaft aus. Im Hintergrund regt sich aber schon der Widerstand gegen Spitzenkandidat Armin Laschet. Die Junge Union in Sachsen fordert bereits offen den Rücktritt des 60-Jährigen.
„Wir brauchen einen echten Neuanfang. Dieser kann nur erfolgreich sein, wenn unser Bundesvorsitzender und Kanzlerkandidat, Armin Laschet, die Konsequenzen aus diesem Vertrauensverlust zieht und zurücktritt“, sagte der Landesvorsitzende Marcus Mündlein am Montag in Dresden. Die Wähler hätten ein klares Signal gesendet, eine Regierung ohne die Union zu wollen. „Als Demokraten haben wir dies zu akzeptieren und sollten die Zeit in der Opposition zur inhaltlichen Neuaufstellung nutzen“, hieß es weiter. Die Union hatte bei der Wahl am Sonntag ein Debakel erlitten, sie stürzte von 32,9 Prozent auf den historischen Tiefpunkt von 24,1 Prozent ab.
„Wenden Sie weiteren Schaden von der CDU ab“
Auch die rheinland-pfälzische CDU-Landtagsabgeordnete Ellen Demuth hat auf Twitter den Rücktritt von Parteichef Armin Laschet gefordert. „Ich wünschte, dieser Tweet wäre überflüssig. Ich wünschte, es gäbe eine Selbsterkenntnis“, schrieb Demuth am Montag auf Twitter. „Nach der bedenklichen PK eben bleibt mir leider nur zu sagen: @ArminLaschet, Sie haben verloren. Bitte haben Sie Einsicht. Wenden Sie weiteren Schaden von der #CDU ab und treten Sie zurück.“
51 Prozent der Unionswähler sind laut einer Civey-Umfrage für einen Rücktritt des CDU-Vorsitzenden. Insgesamt seien 70 Prozent der Befragten dafür, dass er sein Parteiamt niederlege, heißt es in der Umfrage. Zuvor hatten konservative Unions-Gruppierungen einen Rücktritt von Laschet und auch CSU-Chef Markus Söder gefordert.
Söder zur Jamaika-Koalition: „Kein Anbiedern um jeden Preis“
Die Unions-Spitze stellte am Montag auch erste personelle Weichen. Laschet sagte, dass er vorerst weiter nordrhein-westfälischer Ministerpräsident bleiben will. Als Unions-Fraktionsvorsitzender solle am Dienstag Ralph Brinkhaus wiedergewählt werden. In der CSU-Vorstandssitzung wurde dem Vernehmen nach scharfe Kritik an Laschet geübt. So wurde beklagt, dass CSU-Chef Markus Söder der bessere Kanzlerkandidat gewesen wäre. Dieser stellte sich hinter Laschet und seine Jamaika-Pläne. Man mache Grünen und FDP ein Angebot, aber es werde kein „Anbiedern um jeden Preis“ geben, stellte er klar.
Laschet hat übrigens laut eigenen Worten bereits am Wahlabend ein langes Gespräch mit FDP-Chef Christian Lindner geführt. im Laufe des Montags wolle er mit der Grünen-Vorsitzenden Annalena Baerbock reden. Ein Jamaika-Bündnis könne zu einer „gesellschaftlichen Breite“ beitragen.
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