Mit einer neuen Anti-Tracking-Funktion, die App-Anbieter davon abhalten sollte, iPhone-Nutzer zu Werbezwecken zu tracken, versucht der US-Konzern Apple, auf Privatsphäre bedachte Kundschaft zu gewinnen. Den App-Entwicklern sind die Vorgaben allerdings oft herzlich egal, zeigt eine Analyse aus den USA. Viele tracken einfach weiter.
Das berichtet die US-Zeitung „Washington Post“, die in Zusammenarbeit mit dem Datenschutz-Unternehmen Lockdown Privacy beliebte iPhone-Apps auf die Probe stellte. Grundsätzlich können die Nutzer über Apples Anti-Tracking-Dienst ATT Apps anweisen, ihr Online-Verhalten nicht zu erfassen. Populäre Dienste halten sich allerdings oft schlicht nicht daran.
Tracking-Verbot bei vielen Apps nahezu folgenlos
So etwa das beliebte iPhone-Spiel „Subway Surfers“, das auch bei einem expliziten Tracking-Verbot fast 30 verschiedene Infos über den Nutzer sammelt und an eine Werbefirma übermittelt - darunter etwa die IP-Adresse und weitere Geräteangaben, mit denen man den Nutzer in Folge munter weiter tracken kann. Lockdown Privacy zufolge ändere die Aktivierung des Tracking-Schutzes hier fast nichts.
Auch bei anderen populären iPhone-Apps wurde dieses Verhalten beobachtet: Der Bewertungs-Dienst Yelp beispielsweise kontaktiert bei einem Verbot 39 Tracking-Server. Gibt man Yelp offiziell eine Tracking-Erlaubnis, sind es lediglich drei mehr. Manche Apps - etwa jene von Starbucks - fragen gar nicht erst um eine Tracking-Erlaubnis, sondern tun es einfach. Eine untersuchte Anwendung kontaktierte mit Tracking-Verbot sogar mehr Partnerdienste als ohne, heißt es in dem Bericht.
Entwicklern bleiben Schlupflöcher
Dass die App-Entwickler, die sich vor Einführung der Anti-Tracking-Funktion noch massiv gegen selbige gestemmt hatten, diese nun vielfach einfach missachten, liege an Apples sehr engen Vorgaben, was Tracking überhaupt sei. Die Übertragung von Nutzungsdaten ist nicht grundsätzlich verboten, es gibt etliche Ausnahmen - etwa zur „Erkennung von Betrug“. Diese Ausnahmen machen sich App-Entwickler zunutze, manch einer verschlüsselt auch kurzerhand die Tracking-Daten vor dem Weiterversand.
Die Einführung des Tracking-Schutzes für iPhones hatte in der Internetwirtschaft heftigen Widerstand ausgelöst. Besonders von Facebook kamen scharfe Attacken in Richtung von Apple: Gründer Mark Zuckerberg bezeichnete den iPhone-Bauer als Facebooks größten Rivalen, Apple-Boss Tim Cook konterte und nannte Facebook eine „soziale Katastrophe“. Eingeführt wurde der Tracking-Schutz letztlich trotzdem, nur umgehen viele App-Entwickler nun dessen Vorgaben.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.