„Krone“-Lokalaugenschein nach der Grazer Gemeinderatswahl in den KPÖ-Hochburgen der Landeshauptstadt: Eine Erklärungssuche, warum Elke Kahr auch in bürgerlichen Vierteln wie St. Leonhard so beliebt ist.
Gelächter, als wir das Beisl nahe der Grazer Triestersiedlung betreten, noch an der Tür begrüßt uns der „Hausherr“, der Wirtshaus-Hund. Wir platzen mitten in politisches Fachsimpeln, an der Theke wird der Wahlausgang bei Spritzer und Bier analysiert.
„Sie hat’s ihnen gezeigt“, sagt einer. „Das Ergebnis ist nur gerecht“, sein Gegenüber. Schnell wird klar, um wen es sich handelt. „Die Elke war schon oft hier im Lokal“, deutet Erwin Koch auf Kahrs Foto auf der Titelseite der Dienstags-„Krone“. „Sie kommt einfach her und redet mit den Leuten. Den Nagl haben wir hier nie gesehen - er ist aber auch nicht beliebt hier in unserer Gegend“, sagt Koch.
„Früher waren wir nur das Glasscherbenviertel“
„Einen Straßenkehrer hat er uns beispielsweise nie hergeschickt“, wirft sein Bekannter ein, „erst als wir bei der Elke interveniert haben, werden die Straßen hier gereinigt. Früher waren wir nur das Glasscherbenviertel von Graz.“
„Die KPÖ setzt sich halt für das normale Volk ein. Sie behandelt alle Menschen gleich“, resümiert Andrea Koch-Wenninger. Schnell bekommen wir einen Eindruck, warum die Kommunisten in diesem Grazer Grätzel so beliebt sind.
Im Bezirk Gries die ÖVP deklassiert
Schauplatzwechsel. Wir fahren zum Griesplatz, bekannt als Brennpunkt-Viertel der Landeshauptstadt. Hier war die KPÖ mit 38 Prozent der Wählerstimmen die klare Nummer eins, 20 (!) Prozentpunkte vor der Bürgermeister-Partei ÖVP.
In einem Pizza-Kebap-Laden direkt am Platz kehren Gäste vieler Nationalitäten ein. „Man muss arme Leute stärken. Sie sollen nicht am Boden liegen und die Reichen stehen darüber“, meint Inhaber Mehmet Celic. Egal, wer die Stadt künftig regiere, die Menschlichkeit und das Zusammenleben aller sollten im Fokus der Politik stehen.
Leistbares Wohnen steht im Vordergrund
Eine Angestellte aus dem Bezirk Gries wartet nur wenige Meter an der Bushaltestelle entfernt. „Das Wahlergebnis ist nicht außergewöhnlich für Graz“, betont sie. „Frau Kahr hat gesagt: ,Glaubwürdigkeit kann man wählen’ - und genau so ist es.“ Keiner kümmere sich so um die Gemeindewohnungen und die Mieter wie sie.
Auch Bürgerliche wählten Dunkelrot
Das Wohnungsthema greift auch Linda Leeb auf, die wir vor der Herz-Jesu-Kirche in St. Leonhard treffen. Der Bezirk Leonhard: bürgerlich, aber trotzdem eine dunkelrote Hochburg. „Hier wohnen viele junge Leute in Untermiete bei Älteren. Günstiges Wohnen ist ihnen wichtig“, spekuliert die Künstlerin, warum man den Stadtteil neuerdings „St. Leninhard“ taufte.
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