Die Lage auf den Intensivstationen spitzt sich offenbar zu. Im Wiener AKH etwa musste die lebensrettende Operation einer Patientin schon mehrmals verschoben werden, da Intensivbetten von (ungeimpften) Corona-Fällen belegt sind. „Seit zwei Jahren kämpfen wir mit der Pandemie und dieses Problem ist immer noch nicht gelöst“, so Sona Strummer zur „Krone“. Und die 56-Jährige ist bei Weitem kein Einzelfall.
Alles begann mit einem seltsamen Gefühl auf der rechten Schläfe, gefolgt von Taubheit. Die erste Vermutung: Gehörsturz. Sicher nicht angenehm, aber keine Katastrophe. Tatsächlich erhielt die 56-Jährige eine Diagnose, die einem den Boden unter den Füßen wegreißt: Gehirntumor!
Hiobsbotschaft: Gehirntumor!
Das ist drei Monate her. Seitdem ist nichts, wie es vorher einmal war. Die Symptome, sie wurden schlimmer. Schwindel, Sehstörungen, Gesichtslähmungen. Dann die nächste Hiobsbotschaft - der Tumor wächst schnell. Zu schnell. Nur eine rasche Operation bei den Top-Medizinern an der Neurochirurgie im AKH kann der Frau helfen, es zählt jeder Tag.
Das wissen zwar auch die Ärzte, doch mehrfach angesetzte OP-Termine mussten wieder abgesagt werden - der letzte am vergangenen Wochenende. Der Grund war immer derselbe: kein freies Intensivbett, das die ehemalige Kommunalpolitikerin nach dem komplexen Eingriff unbedingt benötigt.
Alle Covid-Intensivpatienten im AKH ungeimpft
Jedes fünfte Intensivbett in Wien ist aktuell mit einem Covid-Fall belegt und bindet Personal, das ohnehin schon aus dem letzten Loch pfeift. Nachsatz: Sämtliche Corona-Patienten auf den Intensivstationen im AKH sind ungeimpft!
Für Menschen wie Strummer ein Schlag ins Gesicht: „So eine Belastung ist sowohl für die Kranken als auch für das sehr bemühte Ärzte- und Pflegepersonal auf die Dauer unerträglich. Ich appelliere an alle politisch Verantwortlichen zu handeln und mit gut gesetzten Maßnahmen die Lage in unseren Spitälern zu verbessern“, fordert die Patientin. Es könne schließlich jeden treffen.
Wir müssen den Ärzten und der Wissenschaft vertrauen und nicht irgendwelchen dahergelaufenen Wichtigtuern. Es geht um Solidarität, um humanitäre Werte.
Sona Strummer (56) mit einem Impf-Appell
„Es gibt viele, denen es wie mir geht“
Strummer weiß, wovon sie spricht. Hauptberuflich ist die Niederösterreicherin als Prozessmanagerin tätig und hilft Menschen nach schweren überstandenen Krankheiten, im Leben wieder Fuß zu fassen. Ihre Polit-Karriere hat sie vor zwei Wochen an den Nagel gehängt. Seit 2017 saß die 56-Jährige für die SPÖ im Gemeinderat von Krems (Niederösterreich), kann den Bürgern der Stadtgemeinde bis auf Weiteres aber nicht mehr dienen.
Warum sie ihre Leidensgeschichte öffentlich macht: „Es gibt viele Menschen, denen es wie mir geht. Die auf lebensrettende Eingriffe warten, aber wegen der Lage in den Spitälern warten müssen. Diesen Menschen will ich eine Stimme geben.“ Kommende Woche soll Strummer endlich operiert werden. Wenn es die Situation auf den Intensivstationen zulässt ...
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