Ab sofort gelten in Wien als einzigem Bundesland neue Corona-Verschärfungen. Dies trifft vor allem Veranstalter, denen nach harten eineinhalb Jahren einmal mehr die Sorge ins Gesicht geschrieben steht. Events ab 501 Personen dürfen nur noch Geimpfte sowie Genesene besuchen. Bei 26 bis 500 Besuchern gilt 2,5G (geimpft, genesen oder PCR-getestet). Bereits jetzt gab es Besucherrückgänge von bis zu 50 Prozent.
„Das Thema Zuschauer ist schon vor der Verschärfung ein sehr ernstes gewesen“, sagt Franz Kalla, Manager der Eishockey-Cracks Vienna Capitals. „Vor der Pandemie hatten wir im Schnitt 5000 Fans bei Heimspielen im Stadion, zuletzt waren es nur mehr etwas mehr als 2000.“
Auch bei Rapid und der Austria sind Zuschauerrückgänge zu verzeichnen. So hatten die Grün-Weißen in der Saison 2018/19 im Schnitt 18.700 Fans im Allianz-Stadion, diese Saison sind es nach fünf Heimspielen durchschnittlich 14.640. „Auch wenn etliche große Kracher ausstehen, steht fest, dass uns bis dato jede neue Verschärfung Zuschauer gekostet hat“, so Rapid-Geschäftsführer Christoph Peschek.
Täglich Tausende Euro Verlust
Noch schlimmer als den Sport dürfte es Konzerte, Theater und Kabarettbühnen getroffen haben. Die erholen sich nur sehr langsam von der Pandemie-bedingten Pause. „Wir stehen bei den Umsätzen um 5000 Euro pro Vorstellung unter den Erwartungen. Und die waren Corona-bedingt ohnehin niedrig angesetzt“, sagt etwa Cay Urbanek, kaufmännischer Direktor im Volkstheater.
Bis zu 20 Prozent weniger Auslastung im Theater an der Wien
Auch die Vereinigten Bühnen Wien verzeichnen Verluste. „Vor der Pandemie spielten wir in ausverkauften Häusern. So weit sind wir noch nicht“, beschreibt eine Unternehmenssprecherin. Im Theater an der Wien ist man derzeit bei einem Minus von 20 Prozent, was die Auslastung betrifft. Etwas besser läuft es bei den Musicals wie „Cats“ im Ronacher. Aber: „Generell kehrt das Publikum sehr zaghaft in die Theater zurück und bucht viel kurzfristiger.“
Die Menschen sind zurückhaltend. Es wird noch länger dauern, bis sie wieder voll darauf vertrauen, dass Bühnen ein sicherer Platz sind.
Theaterbetreiber Georg Hoanzl
Veranstalter-Ikone und Theaterbetreiber Georg Hoanzl weiß ebenfalls, wie dramatisch die Lage ist. „Wir bezahlen den gesellschaftlichen Preis für die Impfmüdigkeit und sind eine der am stärksten betroffenen Branchen“, schildert er. Und: „Die Menschen sind zurückhaltend. Es wird noch länger dauern, bis sie wieder voll darauf vertrauen, dass Bühnen ein sicherer Platz sind“, glaubt Hoanzl und spricht sich für einen Wiederaufbaufonds aus.
Menschen sind verunsichert - auch wegen Regel-Chaos
Die Gründe für den Besucher-Schwund sind vielschichtig. „Viele Leute sind verunsichert oder haben Angst vor einer Ansteckung“, sagt Ambros-Manager Peter Fröstl. Auch das Regel-Chaos, das mit den nun geltenden Verschärfungen einen neuen Höhepunkt erreicht, trägt seinen Teil dazu bei. Und auch die Maskenpflicht hält viele Kulturinteressierte davon ab, einige Stunden im Kino oder Theater zu verbringen.
Aber: „Der ab heute geltende Regelkatalog wird zumindest den großen Häusern am Ring zugutekommen“, so Peter Hofbauer, Chef des Metropol Theaters. Denn durch die 2G-Regel ab 501 Personen entfällt die Maskenpflicht. „Wir sind knapp unter der 500er-Marke. Es bleibt also bei 2,5G plus Mund-Nasen-Schutz. Dennoch sehe ich der Premiere von ,Million Dollar Quartet‘ am 6. Oktober positiv optimistisch entgegen“, sagt Hofbauer.
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