Trafikantin angezündet

„Bis zu einem gewissen Grad hat sie das verdient“

Wien
30.09.2021 15:56

30 Tage. 30 lange, qualvolle, unerhört schmerzhafte Tage dauerte das Sterben von Nadine. Jener jungen Frau, die von ihrem Freund in ihrer Trafik in Wien-Alsergrund mit Benzin übergossen und angezündet worden ist - aber töten wollte er sie nicht, nur „sie erschrecken“. Weil die Trafik - und deren auch männliche Kundschaft - seine Eifersucht zum Überkochen gebracht hätte ...

Es gibt ein Video von der Tat. Die Geschworenen werden es am Freitag ansehen müssen. Denn ihre Trafik war „verkabelt“. Von ihm, dem gebürtigen Ägypter, der längst Österreicher ist. Weil er, so der Gutachter, „sadistisch, narzisstisch, zwanghaft“ ist. So zwanghaft, dass er eine Abhöranlage in Nadines Geschäft eingebaut hat – und so täglich Gespräche mit Kunden angehört hatte. Auch männlichen. „Geflirtet hat sie“, redet er sich in Rage.

Die Trafik (Bild: Andi Schiel)
Die Trafik

„Du spielst nicht mit mir“
Zunehmend Angst hatte Nadine vor dem 47-jährigen Freund bekommen, fürchtete sich, nach Hause zu gehen, nachdem er sie in der Trafik mit einem Messer bedroht hatte: „Du spielst nicht mit mir!“ Eine Freundin warnte sie per WhatsApp: „Du bist in Gefahr!“

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Du machst mich so narrisch, bis ich dich verbrenne in deinem Geschäft.

Drohungen gegen das spätere Opfer

Schlussendlich, nach vielen Streits, beauftragte die Frau in ihrer Angst einen Privatdetektiv. Auch das hörte er mit – und bedrohte sie erneut: „Du machst mich so narrisch, bis ich dich verbrenne in deinem Geschäft.“ Und kaufte Benzin, das er in kleine Flaschen umfüllte. Sie stehen vor jedem Geschworenem ...

Gutachter Peter Hofmann attestiert dem Angeklagten Gefährlichkeit. (Bild: Gabriela Gödel)
Gutachter Peter Hofmann attestiert dem Angeklagten Gefährlichkeit.

„Warum ist Ihre Eifersucht normal, die von Nadine aber nicht?“
„Was hatten Sie wirklich vor?“, fragt Richterin Sonja Weis. „Ich wollte sie zur Rede stellen“, so die fast trotzige Antwort. Und dann laut: „Ich habe alles verloren, mein Leben, meine Familie, sie selbst, alles.“ Fast schreiend: „Jeder sagt, sie war so lieb und nett und super. So stimmt das nicht. Zu mir war sie das nicht.“ Richterin: „Waren Sie eifersüchtig? – „Natürlich.“ – „Warum ist Ihre Eifersucht normal, die von Nadine aber nicht?“ Weil er durch seine Abhöraktion gehört hatte, „dass sie mich vor Kunden verarscht hat. Auch sexuell.“ Richterin: „Warum beenden Sie nicht die Beziehung, wenn es so furchtbar war?“ Leise Antwort: „Liebe macht blind.“ Und dann gleich wieder laut: „Ich hab alles für sie gemacht. Wie ein Sklave!“

Richterin Sonja Weis (Bild: APA/Hans Punz)
Richterin Sonja Weis

An diesem 5. März stürmt er vormittags in die kleine Trafik, die die Frau aufgrund ihrer Blindheit auf einem Auge nach einem Reitunfall bekommen hatte, schließt den Rollladen. Schlägt sie, dass sie zu Boden geht. Würgt sie mit einem Stromkabel. „Träufelt“ Benzin auf sie, tränkt Papier, macht Feuer. Geht raus, sperrt die Tür ab. Aber töten wollte er sie nicht: „Bis zu einem gewissen Grad hat sie das verdient, nicht den Tod, aber Leiden im Spital.“ Und sie hätte ja drei Schlüssel in der Kassenlade gehabt ...

Für Verteidiger Michael Schnarch ist er kein „Monster, sondern Opfer einer toxischen Beziehung“. Staatsanwältin Susanne Schneider warnt die Geschworenen vor „grausigen Bildern, die Sie so schnell nicht vergessen werden“

Porträt von Gabriela Gödel
Gabriela Gödel
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