Es ist merkwürdig still geworden um den türkischen Präsidenten. Ist es die Wirtschaftslage? Oder noch schlimmer: Laune? Seine neo-osmanische Lautsprecherpolitik, sein Säbelrasseln im östlichen Mittelmeer: Alles Schnee von gestern?
Erdogan hat stattdessen Europa wiederentdeckt. Seine Emissäre schwärmen aus, um Zusammenarbeitsangebote schmackhaft zu machen - darunter auch an Österreich.
Der Hausverstand sagt: Gelegenheiten, die sich plötzlich eröffnen, nicht auszulassen und sie nach Nützlichkeit zu prüfen. Die Türkei ist ein Schlüsselland an der Balkanroute. Der Erdogan-Staat will keine weiteren Flüchtlinge zu den schon 3,7 Millionen im eigenen Land, zumal sich die türkische Bevölkerung überfordert fühlt. Die türkische Grenzmauer zum Iran (als Transitroute aus Afghanistan) ist demnächst vollendet und bedarf im Winter einer alpinkundigen Überwachung.
Die muslimische Türkei könne zwischen Europa und Afghanistan vermitteln, und Bundeskanzler Kurz könnte seine guten Beziehungen zum Amtskollegen Mitsotakis nützen, um zwischen Griechenland und der Türkei zu vermitteln, heißt es. Ankara hat heute Interesse an einer ruhigen Grenze dort.
Die Beziehungen Europas zur Türkei sind konjunkturabhängig von den schillernden Einfällen Erdogans. Es gab immer wieder böse Überraschungen und schwere Rückfälle. Wenn’s diesmal aber anders sein soll, kann uns das nur recht sein!
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