Nach der Impfung gleicht die Suche nach einem wirkungsvollen Medikament gegen Covid-19 derzeit einem Heiligen Gral der Medizin. Der US-Pharmakonzern Merck, in Österreich unter dem Namen MSD bekannt, scheint diesem nun sehr nahe gekommen zu sein - die entwickelte Tablette senkt laut Angaben des Konzerns das Risiko, an der Erkrankung zu sterben oder in einem Krankenhaus aufgenommen werden zu müssen, um 50 Prozent. Aufgrund der „überzeugenden Ergebnisse“ beantragt das Unternehmen daher eine Notfallzulassung.
Die Ergebnisse zur Wirkung des Präparats „Molnupiravir“ seien derart verblüffend gewesen, dass man die laufende Studie dazu abgebrochen habe, um so schnell wie möglich eine Notfallzulassung zu beantragen, teilte das Unternehmen mit. Das Präparat wäre das erste oral einzunehmende Medikament gegen Covid-19 - alle derzeit in den USA zugelassenen Therapien erfordern eine Infusion oder Injektion.
Im Vergleich zu anderen Mitteln wäre es damit nicht nur wesentlich leichter zu verabreichen, sondern auch deutlich günstiger. „Der Zugang zu Impfstoffen ist in weiten Teilen der Welt begrenzt. Dieses antivirale Mittel ist viel einfacher“, zeigt sich etwa der US-Epidemiologe Eric Feigl-Ding hoffnungsvoll.
Die Einnahme von „Molnupiravir“ soll bezwecken, dass Fehler in den genetischen Code des Virus eingebaut werden, und damit seine Ausbreitung im Körper zu hemmen. Eine Zwischenanalyse einer Phase-3-Studie ergab, dass 7,3 Prozent der damit behandelten Patienten innerhalb von 29 Tagen ins Krankenhaus eingeliefert wurden. Von den Patienten, die ein Placebo erhielten, wurden 14,1 Prozent bis zum 29. Tag hospitalisiert oder starben.
Wirkt auch gegen Delta
Außerdem wurde innerhalb eines Zeitraums von 29 Tagen kein einziger Todesfall bei den behandelten Patienten gemeldet, während bei den mit Placebo behandelten Patienten acht Todesfälle zu verzeichnen waren. „Molnupiravir“ habe sich zudem durchgängig bei der Behandlung aller Varianten von Covid-19 als wirksam erwiesen - einschließlich des weitverbreiteten und leicht übertragbaren Delta-Stamms.
Herstellung hat bereits begonnen
„Angesichts dieser überzeugenden Ergebnisse sind wir optimistisch, dass Molnupiravir ein wichtiges Medikament im Rahmen der weltweiten Bemühungen zur Bekämpfung der Pandemie werden kann“, erklärte Unternehmenschef Robert M. Davis in einer Aussendung. Merck hat bereits mit der Herstellung von „Molnupiravir“ begonnen.
Die kleinen braunen Kapseln müssen zweimal täglich über fünf Tage eingenommen werden. Das Unternehmen geht davon aus, dass bis Ende des Jahres zehn Millionen Behandlungseinheiten hergestellt werden.
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