Der Sommer war ein Lichtblick, die Saison im kommenden Winter wird stattfinden. Doch die früheren Höhen sind noch weit entfernt.
Die starke Abhängigkeit vom Tourismus galt als einer der Hauptgründe, warum Österreichs Wirtschaft von der Pandemie stärker getroffen wurde als andere Länder. Von 2010 bis 2019 ging es nur aufwärts, die Nächtigungen stiegen pro Jahr im Schnitt um 2,3%. Im Winter folgte ein Rekord dem anderen, und auch im Sommer gelang in diesem Zeitraum die Trendwende wieder zurück zu steigenden Nächtigungszahlen.
2019 freuten wir uns noch über eine Wertschöpfung von 30 Milliarden Euro und über 150 Millionen Übernachtungen. Dann kam der Einbruch 2020 um ein Drittel, gefolgt heuer vom nächsten Lockdown bis Mai. Trotz des guten Sommers erwartet Oliver Fritz, Tourismus-Experte des Wifo, daher für 2021 unterm Strich ein weiteres Minus von 14% auf 84,1 Millionen (siehe Grafik unten).
Positiv ist, dass die kommende Wintersaison aus heutiger Sicht wohl ohne Lockdown stattfinden wird. Doch noch immer fehlen internationale Gäste. „Man weiß auch nicht, ob Zutrittsbeschränkungen bei Seilbahnen oder Après-Ski Gäste abschrecken oder das Vertrauen in einen sicheren Urlaub stärken“, so Fritz. Für 21/22 rechnet er noch mit etwa 11% weniger Übernachtungen als 2019.
Wir hatten im Sommer viele „geborgte" Gäste, die ihren Haupturlaub wegen Corona in Österreich statt am Mittelmeer verbrachten.
Wifo-Experte Oliver Fritz
„Erst 2023 werden wir wieder ein normales Jahr im Tourismus haben“, glaubt Fritz. Doch ob der Höhenflug bei den Nächtigungen an die Jahre vor Corona anschließen kann, ist fraglich. Fritz: „Bei Geschäftsreisen wird es nie mehr so sein wie früher, weil die Firmen sich umgestellt haben.“ Auch der Städtetourismus wird sich langsamer erholen.
„Skiurlaube nicht für alle erschwinglich“
Es gibt weitere Unsicherheiten: Diesen Sommer profitierten wir noch stark davon, dass Haupturlaube, die normalerweise mit dem Flugzeug gemacht werden, in Österreich stattfanden. „Das sind geborgte Gäste, die künftig aber wieder in den Süden fliegen werden“, so Fritz. Im Winter wird sich fortsetzen, dass gewisse Regionen unter dem Klimawandel leiden (Stichwort Schneesicherheit) und dass „das steigende Preisniveau Skiurlaube nicht für alle erschwinglich macht“.
Regionale Unterschiede
Klar zu beobachten ist, dass die Erholung des Tourismus je nach Region sehr unterschiedlich ausfällt. Fritz: „Generell haben es westliche Bundesländer schwerer, weil sie traditionell mehr ausländische Touristen haben.“ Zum Glück halten uns die Deutschen die Treue, diesen August z.B. gab es sogar ein Plus von 25% zum Vorjahr.
Wie sind die Betriebe wirtschaftlich durch Corona gekommen? Förderungen, Stundungen von Krediten und Kurzarbeit haben Pleiten vorerst verhindert. Doch einer Schätzung von Eco Austria zufolge besteht in Gastronomie und Hotellerie ein „Nachholbedarf“ von rund 2000 Insolvenzen. Andererseits fordern Branchenvertreter wie WKO-Obmann Robert Seeber vehement, dass Hilfen für Eventveranstalter, Reisebüros oder die Stadthotellerie weiter verlängert werden.
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