„Krone Vorarlberg“-Kolumnist Harald Petermichl beschäftigt sich in seiner neuesten Ausgabe von „Ach, übrigens...“ mit unseren politikern und ihren sportlichen Vorgeschichten. Darunter Olympia-Medaillengewinner und Weltmeister.
Witalij Klytschko sitzt als Bürgermeister von Kiew fest im Sattel, Arnold Schwarzenegger war republikanischer Gouverneur von Kalifornien, George Weah, Ex-FIFA-Weltfußballer des Jahres ist seit 2018 Präsident der westafrikanischen Republik Liberia und die erfolgreiche Fechterin Laura Flessel-Colovic war, wenn auch nur kurz, französische Sportministerin. Ilie Nastase hingegen machte im Match um den Bürgermeister-Grand Slam in Bukarest zu viele Doppelfehler, aber die Liste an Sportlerinnen und Sportlern, die auch in der Politik Fuß gefasst haben, ist dennoch bemerkenswert. Lediglich bei Karl Nehammer liegt die sportliche Vorgeschichte ein wenig im Dunkeln, der Statur nach dürfte man aber mit Gewichtheben oder Rückenschwimmen nicht ganz falsch liegen.
Auch bei der Wahl zum Deutschen Bundestag hatten sich wieder einige Olympionik*innen daran gemacht, ein Sesselchen unter der schmucken Reichstagskuppel zu ergattern. Mit unterschiedlichem Erfolg, denn Ex-Kufenkönigin Claudia Pechstein hatte in ihrem Wahlkreis keine Chance gegen Gregor Gysi, während Jens Lehmann (nicht der Spickzettel-Goalie, sondern der Vélodromist) in Leipzig ein Direktmandat holen konnte.
Die meisten Augen waren aber auf den Wahlkreis Suhl-Schmalkalden-Meiningen-Hildburghausen-Sonneberg gerichtet, wo sich der neunmalige Biathlonweltmeister Frank Ullrich zur Wahl stellte, unter anderem gegen einen gewissen Herrn Hans-Georg Maaßen, irgendwie auch Sportler, weil Rechtsaußen bei der CDU, der im einstweiligen Ruhestand sitzt, weil manche seiner Äußerungen für einen Präsidenten des Bundesamtes für Verfassungsschutz dann doch recht bemerkenswert gewesen waren.
Tatsächlich konnte sich der hochdekorierte Skijäger aus Trusetal am Ende gegen den Herrn mit der interessanten Brille durchsetzen, was nach Maaßens Ansicht an einer „Diffamierungskampagne“ lag, denn man habe ihn „als Antisemit diffamiert, als rechtsextrem und umstritten“. Wie auch immer, das gibt Hoffnung für hierzulande, denn Rad-Olympiasiegerin Anna Kiesenhofer ist fünf Jahre jünger als der mittlerweile doch schon ziemlich in die Jahre gekommene Bundeskanzler. Und Diskus-Medaillengewinner Lukas Weißhaidinger, nach dem der Asteroid 341317 benannt wurde, verweist sogar noch auf einen Lenz weniger. Möglicherweise wächst da gerade eine neue Generation an Hoffnungsträger*innen für den Nationalrat heran, die im Gegensatz zum Kanzler nicht dem Churchill-Motto „No Sports“ frönt, aber abschließend werden wir das wohl erst im Herbst 2024 beurteilen können.
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