Die Suche nach Angestellten verlangt Firmenchefs, Hoteliers & Co. immer mehr ab. Einfallsreichtum ist gefragt, um punkten zu können. Einige von ihnen möchten nun mit einer 4-Tage-Woche überzeugen.
„Das 4-Tage-Modell ist eines von mehreren flexiblen Arbeitszeitmodellen, die das Arbeitszeitgesetz bereits seit Jahrzehnten hergibt. Manche Betriebe wenden es schon an, etwa wenn sie Mitarbeiter beschäftigen, die Nebenerwerbsbauern sind oder die einen längeren Weg zur Arbeit haben“, erklärt Bernhard Achatz, Abteilungsleiter für Arbeits- und Sozialrecht in der WK Tirol.
Die 4-Tage-Woche muss auf betrieblicher Ebene gelebt und angewendet werden, wenn es für diesen Betrieb auch passt.
Bernhard Achatz
Dennoch handle es sich dabei um ein Modell, das nicht gesetzlich aufgezwungen werden kann. „Ich bezweifle, dass eine 4-Tage-Woche eine Variante ist, die zusätzliche Arbeitsplätze schafft. Denn ich reduziere damit nur die Maschinenlaufzeit, letztlich auch den Output. Aber auch hierbei gibt es Möglichkeiten, etwa, dass man mit verschobenen 4-Tage-Wochen arbeitet. Es ist somit nicht das Maß aller Dinge, sondern die 4-Tage-Woche muss auf betrieblicher Ebene gelebt und angewendet werden, wenn es für diesen Betrieb auch passt. Prinzipiell benötigen wir in unterschiedlichen Zeitfenstern ein unterschiedliches Ausmaß an Arbeitszeit“, verdeutlicht Achatz.
„Kollektivvertragliche Regelung undenkbar“
In dieselbe Kerbe schlägt Eugen Stark, GF der IV-Tirol: „Flexibilisierung ist für die Mitarbeiter ein wichtiges Thema. Die Betriebe arbeiten allesamt intensiv daran, Mitarbeiter zu bekommen. Sie tun nahezu alles, um ihnen entgegenzukommen. Wenn sich in einem Betrieb eine 4-Tage-Woche organisieren lässt, dann soll das auf betrieblicher Ebene realisiert werden. Aber eine generelle, kollektivvertragliche 4-Tage-Regelung ist derzeit nicht vorstellbar – und zwar, weil die Unternehmen völlig unterschiedlich sind.“
Und wie sieht die Meinung in der Tourismusbranche aus? „Grundsätzlich ist die Arbeitszeitflexibilisierung ein wichtiger Aspekt, der den Arbeitsmarkt künftig extrem beeinflussen wird. Es gibt nicht allzu viele Schrauben, an denen man hier drehen kann“, betont Mario Gerber, Obmann der Tourismussparte in der Wirtschaftskammer Tirol.
Ich müsste doppelt so viele Angestellte haben als bisher.
Mario Gerber
Das Unternehmertum sei facettenreich. Dienstleister und Touristiker haben Schwierigkeiten mit einer 4-Tage-Woche. „In einem Produktionsbetrieb kann ich die Stunden einer gesamten Woche durchaus auf vier Tage aufteilen. In der Tourismusbranche benötige ich hingegen jeden Tag Mitarbeiter für das Frühstück und auch das Abendessen. Ich müsste somit doppelt so viele Angestellte haben als bisher“, schildert Gerber und betont weiter: „Solange die Coronakrise anhält, müssen wir das Saisonkontingent in den kommenden zwei Jahren öffnen, damit wir Menschen vom Ausland lukrieren können.“
„Work-Life-Balance“ sei ein wichtiges Thema
Die Diskussionen rund um das Thema „Work-Life-Balance“ führe man im Tourismus auch und man nehme diese ernst. „Wir wenden bereits flexible Arbeitsmodelle an. Wenn jemand zum Beispiel am Vormittag eine Skitour machen möchte, kann er die Nachmittags- bzw. Abendschicht übernehmen“, verdeutlicht Gerber.
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