Österreich stellt sich erneut seiner Geschichte. Jahrelang prägte das Bild des ersten Opfers des Nationalsozialismus die Österreich-Ausstellung von 1978 im ehemaligen KZ Auschwitz-Birkenau. Nach zehnjähriger Arbeit wurde die Länderausstellung historisch überarbeitet. Am Montag wird sie eröffnet.
Auschwitz. Die Kleinstadt in Polen mit etwa 40.000 Einwohnern steht symbolhaft für die Nazi-Gräuel, den Holocaust. Auschwitz-Birkenau war das größte der nationalsozialistischen Vernichtungslager des Zweiten Weltkriegs. In dem ehemaligen NS-Konzentrationslager kamen mehr als eine Million Menschen um. Sie wurden in Gaskammern getötet, erschossen oder durch Zwangsarbeit und Hunger in den Tod getrieben.
Die meisten der Opfer waren Juden. Auch sowjetische Kriegsgefangene, Roma und Sinti, Polen, politische Gefangene und Homosexuelle waren unter den Ermordeten. Unter Tätern - und Opfern - waren auch Österreicher. Darum geht es in der neu eröffneten Ausstellung in der KZ-Gedenkstätte.
Klares Bild: Nicht nur Opfer, sondern Täter
Unter dem Titel „Entfernung. Österreich und Auschwitz“ sollen das Schicksal österreichischer Opfer, aber auch die Mittäterschaft und Verantwortung von Österreichern und Österreicherinnen an den Verbrechen des Nationalsozialismus dargestellt werden. Der Titel weist nicht nur auf die geografische Distanz zwischen Österreich und Auschwitz, sondern steht vor allem für die Entfernung der in das ehemalige Konzentrationslager deportierten Menschen – aus Österreich und aus dem Leben.
„In der alten Ausstellung von 1978 wurde Österreich jahrelang als erstes Opfer Nazi-Deutschlands dargestellt“, sagte Wolfgang Sobotka, der als Nationalratspräsident dem Nationalfonds der Republik Österreich vorsteht und der die Neugestaltung koordinierte. „Die neue Ausstellung zeigt ein klares Bild, dass Österreich nicht nur Opfer, sondern Täter war.“
„Es geht nicht um Schuld“
Für Hannah Lessing, Generalsekretärin des Nationalfonds, bedeutet Auschwitz auch ein Stück Familiengeschichte. Ihre Großmutter wurde hier ermordet. „Heute geht es nicht um Schuld, sondern darum, mit Geschichte verantwortungsvoll umzugehen, damit wir die Gegenwart besser verstehen“, sagt sie über die neue Ausstellung.
Die Eröffnung wird in Anwesenheit von Bundespräsident Alexander Van der Bellen, zahlreichen Regierungsmitgliedern, Zeitzeugen und Nachkommen vonstattengehen.
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