Der Mythos der asexuellen Amöben halte sich schon zu lange, wird der Biologe Edward Mitchell in einer Aussendung der Universität Neuenburg zitiert. Die irrige Ansicht sei ein Relikt von früher geltenden Stammbäumen des Lebens, in denen alle Amöben in die Kategorie der niedrigen Protozoen, der Urtierchen, gesteckt wurden.
Die Unterteilung in höhere und niedrigere Organismen habe auch zu einer klaren Ansicht geführt, wie Sex entstanden sei, schrieben Mitchell und seine Kollegen im Fachmagazin "Proceedings of The Royal Society B": Winzige, alte Lebewesen wie die Amöben begnügten sich demnach mit ungeschlechtlicher Fortpflanzung, nur komplexere Wesen hätten Sex.
In neuen Stammbäumen treten die Amöben innerhalb der Gruppe der Eukaryoten, der ein- und mehrzelligen Lebewesen mit Zellkern, in verschiedensten Abstammungslinien auf. Gemeinsam mit US-Forschern haben Mitchell und sein Team nun in alten Studien nach Hinweisen auf Sex bei diesen unterschiedlichen Amöbentypen gesucht.
Forscher: "Sex schon uralt"
Laut ihnen gab es schon früher einige Belege für Sexualität bei Amöben. Dabei müssen Sex und Fortpflanzung nicht immer unmittelbar zusammen gehören: Amöben können auf der einen Seite Erbgut miteinander austauschen, sich dann aber später auf vollkommen asexuelle Art teilen und fortpflanzen.
Insgesamt fanden die Forscher Hinweise darauf, dass die meisten amöboiden Abstammungslinien ursprünglich sexuell waren. Asexuelle Gruppen entstanden wohl erst später und in den verschiedenen Linien unabhängig voneinander. Die Wissenschaftler glauben deshalb, dass Sex uralt ist - er wurde "erfunden", bevor die ersten Einzeller auf der Welt auftauchten.
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