Fulminantes Finale

Eine Sternstunde mit Kirill Petrenko

Vorarlberg
03.10.2021 20:30

Nach pandemiebedingten Verschiebungen haben wir nun endlich die Vollendung des Mahler-Zyklus erlebt, den Kirill Petrenko mit dem SOV im Jahr 2008 gestartet hat. Die Aufführung im Festspielhaus Bregenz am Samstagabend geriet zum Ereignis, das vom ausverkauften Haus mit Standing Ovations gefeiert wurde.

Im Jahr 2008 erreichte den damaligen Geschäftsführer des Symphonieorchesters Vorarlberg, Michael Löbl, ein Anruf. Kirill Petrenko war am Telefon und schlug vor, mit dem SOV jedes Jahr eine Symphonie von Gustav Mahler zu dirigieren. Petrenko war damals nach fünf Jahren als Generalmusikdirektor an der Komischen Oper Berlin freischaffend an den größten Häusern der Welt tätig und gerade zum ersten von mehreren Malen von der Zeitschrift „Opernwelt“ zum „Dirigenten des Jahres“ gekürt worden. So wurde der Zyklus „Mahler 9 mal 9“ geboren, der an diesem Wochenende seinen triumphalen Abschluss fand.

Das Symphonieorchester Vorarlberg ist über sich hinausgewachsen. (Bild: Mathis Fotografie)
Das Symphonieorchester Vorarlberg ist über sich hinausgewachsen.

Kirill Petrenko ist längst an der Weltspitze der Dirigenten angelangt und hielt dennoch dieser Idee und damit dem SOV die Treue, was ihm hoch anzurechnen ist. Und er führte mit der „Neunten“ das Symphonieorchester zu Höhen, die man diesem nicht zugetraut hätte. Was sich hier an präzisem Zusammenspiel, an Klangkultur und bester Intonation ereignete, war schlichtweg ein Wunder. Die riesige Amplitude an Dynamik und Ausdrucksfarben erfüllten die Musikerinnen und Musiker wie selbstverständlich.

Am Ende wurden Dirigent und Orchester frenetisch gefeiert, (Bild: Mathis Fotografie)
Am Ende wurden Dirigent und Orchester frenetisch gefeiert,

Als Beispiel mag dafür eine Stelle im ersten Satz gelten, wo das gestopfte Horn erstaunlich schräge Klänge zu spielen hat und dann Streicher mit einer unsagbaren Zartheit antworten. Nahezu tumultartige Ausbrüche des Orchesters stehen neben wundervoll idyllischen Stellen, in dieser Symphonie, von der Mahler ahnte, dass es seine letzte werden würde. Viel ist gerätselt worden, ob ihr Ende Resignation ist oder ein Weg ins Licht. Was Kirill Petrenko darin sieht, wurde klar: Diese überirdisch feinen Streicherklänge, die man hier vernahm, erzählen von Abschied, aber auch von einer Vision des unendlichen Lichtes. Da hustete niemand mehr, das ergriff jeden im Saal und entlud sich schließlich in stürmischem Beifall.

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