30 bis 50 m pro Jahr!

Gletscherschwund in Zillertaler Alpen drastisch

Wissenschaft
04.10.2021 13:24

Wie drastisch die heimischen Gletscher innerhalb nur eines Jahrhunderts zurückgegangen sind, zeigt nun eine neue Karte des Österreichischen Alpenvereins (ÖAV) der Zillertaler Alpen West in Tirol. Eine historische Karte aus dem Jahr 1930 wurde überarbeitet - und um den aktuellen, heutigen Gletscherbestand ergänzt. Außerdem markiert sie den Umbruch im Bereich der Kartografie.

Die Zillertaler Alpen sind stark vom Gletscherschwund betroffen, wie auf der neuen Karte - die dem Alpenvereinsjahrbuch „BERG 2020“ beigefügt ist - ersichtlich wird. Die Gletscherzungen in diesem hochalpinen Bereich zogen sich in den vergangenen Jahren durchschnittlich um 30 bis 50 Meter pro Jahr zurück. Trauriger Rekordhalter ist das Hornkees mit einer Rückzugslänge von 104 Metern in nur einem Sommer. Seit 2020 sind in den Ostalpen kaum noch Gletscher mit positiver Massebilanz vorhanden.

Für den Alpenverein ist die Karte im Maßstab von 1:25.000 ein „einzigartiges Zeitdokument“, hieß es gegenüber der APA. Sie wurde auf Basis moderner Orthofotos und digitaler Geländemodelle hergestellt, die die Gletscherstände erfassen. Dafür herangezogen wurden Luftbildaufnahmen aus Österreich und Italien.

Umbruch zur geodatenbasierten Kartografie
Doch die Alpenvereinskarte zeige auch deutlich, dass in der Disziplin der Kartografie eine neue Ära angebrochen ist: „Diese historische Karte ist ein exemplarischer Abschluss der rasterbasierten Kartografie. Wir befinden uns mitten im Umbruch hin zur modernen, geodatenbasierten Kartografie“, berichtete Werner Beer von der Abteilung Hütten, Wege und Kartografie des ÖAV.

(Bild: APA/Alpenverein/Einkemmer)

Er verdeutlichte, wie langwierig sich früher das Erstellen von Karten gestaltete: „Neun Jahre lang arbeitete man im Gelände, am Stereograf und Schreibtisch, um das gesamte Werk Zillertaler Alpen 1930 mit drei Karten zu Papier zu bringen. Früher arbeiteten die Kartografen nach der aufwendigen Geländeauswertung mit feinster Handgravur - zunächst auf Steinplatten, später auf Kunststofffolien“, erläuterte Beer.

Doch auch heutzutage steckt noch ein hoher Arbeitsaufwand dahinter, obwohl moderne Datengrundlagen und Softwareprodukte vieles erleichtern. Das Aufgabengebiet der Kartografie wandelt sich derzeit - aufgrund der Schaffung einer flächendeckenden Datengrundlage bei der Kartenherstellung - hin zu einer zentralen Geodatenservicestelle für alle Vereinsthemen, so der ÖAV.

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