Es wird noch eine Weile dauern, bis man die Auswirkungen dieser Steuerreform im Börsl spüren wird. Bei der Lohnsteuer bekommen wir in Wahrheit nur das zurück, was uns vorher von der kalten Progression genommen wurde. Kleinverdiener können nicht von allen Maßnahmen profitieren.
Die nächsten neun Monate passiert noch gar nichts. Erst mit Juli 2022 tritt die erste Stufe in Kraft. Zu diesem Zeitpunkt gilt: Die Krankenversicherungsbeiträge (3,87 Prozent für Dienstnehmer und 5,1 Prozent für Pensionisten) für Einkommen unter 2500 Euro brutto werden in Stufen reduziert. Bis 1100 Euro werden sie um 1,7 Prozent gesenkt, am Ende nur noch 0,2 Prozent. Das wäre bei 1000 Euro eine Ersparnis von 17 Euro im Monat, bei 2000 Euro brutto (1,12 Prozent) sind es 22 Euro.
Niedrigverdiener profitieren nicht
Gleichzeitig wird in der zweiten Tarifstufe (siehe Grafik) der Steuersatz von 35 Prozent auf 30 Prozent gesenkt. Um davon zu profitieren, muss man ein steuerpflichtiges Einkommen von mindestens 18.000 Euro im Jahr haben. Die maximale Entlastung für das zweite Halbjahr 2022 beträgt 320 Euro. Die erste Steuerstufe wurde übrigens 2020 bereits gesenkt und ist diesmal nicht betroffen.
Die Erhöhung des Familienbonus (um 500 Euro im Jahr auf 2000 Euro) wirkt sich natürlich auch nur zur Hälfte aus. Hier kritisiert die Arbeiterkammer, dass Familien mit geringem Einkommen davon wenig haben. Denn der Familienbonus ist ein Absetzbetrag von der Steuer. Wer zu wenig Steuern zahlt, kann auch nichts absetzen und profitiert natürlich auch nicht von der Tarifsenkung.
Unklar, wie der Klimabonus ausgezahlt wird
Parallel tritt die CO2-Bepreisung in Kraft, die Autofahren und Heizen teurer macht. Als „regionalen Klimabonus“ erhält man auch fürs Halbjahr (!) zwischen 100 und 200 Euro. Offen ist, wann und wie der ausbezahlt wird. Künftig steigt der CO2-Preis immer ab Jänner, dann soll auch der Bonus erhöht werden, das Ausmaß ist aber noch offen.
Nach einem weiteren Jahr wird dann im Juli 2023 die dritte Steuerstufe (ab 3169 Euro brutto im Monat wirksam) von 42 Prozent auf 40 Prozent gesenkt. Für das zweite Halbjahr ergibt das unterm Strich eine Entlastung von bis zu 290 Euro.
Das bedeutet, dass die vollen positiven Auswirkungen der Tarifsenkung erst 2024 voll in einem Jahr wirksam werden. Die Pensionisten schneiden bei höheren Einkommen etwas besser ab, weil sie weniger Sozialversicherungsbeiträge zahlen und daher ihre Steuerbemessungsgrundlage höher ist (siehe Tabelle).
Der Staat gibt zurück, was er genommen hat
Aktuelle Berechnungen der Agenda Austria haben ergeben, dass die Tarifsenkungen bei der Lohnsteuer (erste Stufe war 2020, die weiteren zwei kommen, wie erwähnt, 2022 und 2023) und die Senkung der Krankenversicherungsbeiträge ziemlich genau das zurückgeben (aufaddiert etwa zwölf Milliarden Euro), was uns vorher von der kalten Progression genommen wurde. In Summe bleibt zwischen 2017 und 2024 noch ein kleines Plus von 340 Millionen Euro für die Steuerzahler.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.