Das KPÖ-Erfolgsrezept

Sprechstunde bei Elke Kahr: „Was tät ich ohne sie“

Steiermark
06.10.2021 10:55

Wie macht das die rote Elke? Das fragt man sich seit Kahrs Triumph nicht nur im Inland. Die „Krone“ schaute der wohl künftigen Grazer Bürgermeisterin bei ihren Beratungsgesprächen über die Schultern.

„Sie sind sicher ein Gentleman und lassen die alte Dame vor!" - Elke Kahr wartet die Antwort des Herrn, der seit einer halben Stunde vor dem Grazer Volkshaus wartet und nun an der Reihe wäre, erst gar nicht ab und öffnet Irmgard W. die Tür zu ihrem Büro, ein rot-gelb getünchter Raum mit abgewetzten Tischen und „Prawda“-Foto an der Wand.

Die Kaffeemaschine funktioniert nicht, ein Handwerker ärgert sich gerade über das störrische Gerät, daher gibt es Wasser für die 82-Jährige, die mit ihrem Rollator zur Sprechstunde gekommen ist.

Elke Kahr holt ihre Klientin an der Tür des Volkshauses ab. (Bild: Christian Jauschowetz)
Elke Kahr holt ihre Klientin an der Tür des Volkshauses ab.

Karteikarten wie aus einer versunkenen Zeit
Elke Kahr, blaue Bluse, die braun-grauen Haare hochgesteckt, muss nicht in ihre Karteikarten, vergilbte Relikte aus einer Zeit ohne Excel und Word, schauen, um zu wissen, wen sie vor sich hat. „Frau W. ist gelernte Schneiderin, eine liebe Frau, die ich seit 15 Jahren kenne. Immer wieder kommt sie zu mir, und ich versuche ihr zu helfen.“

An diesem Dienstagvormittag geht es um Heizkosten. Die Rentnerin soll Geld zurückzahlen, das ihr irrtümlich überwiesen wurde und längst verbraucht ist. „Die haben sich verrechnet, sie sind aber leider im Recht. Isabella, bitte vereinbare mit der Firma eine Ratenzahlung, und wir geben Frau W. auch was.“

Die „gute Seele“ des KPÖ-Büros in Graz: Isabella Weber hilft bei Beratungsgesprächen. (Bild: Christian Jauschowetz)
Die „gute Seele“ des KPÖ-Büros in Graz: Isabella Weber hilft bei Beratungsgesprächen.

„Was täte ich ohne die Elke“
Isabella Weber, Elke Kahrs Referentin und „gute Seele“ im Stadtrats-Büro der KPÖ in Graz, schreibt alles mit. Der rote Haken unter ihren Aufzeichnungen signalisiert der Klientin: Das wird funktionieren. „Danke vielmals“, freut sie sich, „was täte ich ohne die Elke.“

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Wahrscheinlich werde ich nicht umhinkommen, mir ein Smartphone anzuschaffen. Das erfordert wohl das Amt.

Elke Kahr

Das Uralt-Nokia hat wohl bald ausgedient
„Die Elke“ ist seit 2005 kommunistische Stadträtin und heißeste Anwärterin auf den Bürgermeister-Posten der Landeshauptstadt. Ihre Beratungsgespräche haben ihr Bekannt- und Beliebtheit gebracht, ihr Anders-Sein-als-die-anderen am 26. September einen fulminanten Wahlerfolg beschert. Dass sie an ihrem Stil, ihrem ehrlichen Engagement für sozial Schwächere, etwas ändern wird, wäre der Wunschtraum ihrer Gegner. Einzig: Er wird nicht in Erfüllung gehen.

„Ich werde weiterhin offene Türen und Ohren für alle haben“, stellt die bald 60-Jährige klar. „Aber wahrscheinlich werde ich nicht umhinkommen, mir ein Smartphone anzuschaffen. Das erfordert wohl das Amt.“ Bislang hat’s auch ein Nokia aus der Handy-Steinzeit ohne WhatsApp getan.

Gottfried H. hofft auf Unterstützung, um Kinder zum Schachspiel zu bringen. (Bild: Christian Jauschowetz)
Gottfried H. hofft auf Unterstützung, um Kinder zum Schachspiel zu bringen.

„Bleiben wir einfach in Kontakt“
Kaum hat Frau W. das Zimmer verlassen, nimmt schon Gottfried H. an ihrem Schreibtisch Platz. Im Rahmen eines Sozialprojektes möchte er Jugendliche zum Schachspielen bringen, nun sucht er nach geeigneten Räumlichkeiten dafür. Kahr kann sich vorstellen, ihm hier im Volkshaus in der Lagergasse Raum zur Verfügung zu stellen. Der schlicht gehaltene Veranstaltungssaal umfasst hundert Quadratmeter, „da sollte Platz genug sein. Bleiben wir einfach in Kontakt.“

„Schauen Sie mir zu, das erklärt sicher einiges“
Bis zum Abend wird die Politikerin 27 Bürgergespräche geführt haben. Dazwischen nur kurze Zigaretten- und Kaffeepausen und Interviews mit Journalisten. „Heute war ein Herr aus Frankreich da, der schreibt quasi fürs französische ,Profil‘“, erzählt Kahr. Auch im Ausland will man wissen, wie es einer Kommunistin gelang, in einer demokratischen Republik 29 Prozent der Wählerstimmen einzuheimsen. „Schauen Sie mir einfach zu, wie ich arbeite, hab ich ihm gesagt. Das erklärt sicher einiges.“

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