Antisemitismus-Vorwurf

Hotelmitarbeiter beurlaubt, Polizei ermittelt

Ausland
06.10.2021 10:17

Nach Antisemitismus-Vorwürfen des Rockmusikers Gil Ofarim sind zwei Mitarbeiter eines Leipziger Hotels beurlaubt worden. Dies gelte zunächst für die Dauer der Ermittlungen, sagte eine Sprecherin der Marriott-Gruppe am Mittwochmorgen. Am Dienstagabend hatten sich Hunderte Menschen vor dem Hotel versammelt (siehe Video oben), um Solidarität mit Ofarim sowie den Jüdinnen und Juden in Deutschland zu zeigen.

In einem am Dienstag veröffentlichten Instagram-Video hatte Gil Ofarim berichtet, wegen seiner Davidstern-Kette beim Einchecken in das „Westin Hotel“ von Mitarbeitern nicht berücksichtigt worden zu sein. Er erzählte mit Tränen in den Augen, wie er sich in eine Schlange eingereiht habe. Immer wieder seien Personen vorgezogen worden.

Als er nach 15 Minuten an der Reihe gewesen sei, habe er gefragt, was das solle. Der Mitarbeiter habe geantwortet: „Um die Schlange zu entzerren“, dabei habe Ofarim ja selbst in der Schlange gestanden. Daraufhin habe „irgendeiner aus der Ecke“ gerufen, dass er seinen Stern einpacken solle. Auch der Hotelmitarbeiter habe gesagt: „Packen Sie Ihren Stern ein.“

Polizei nahm Ermittlungen auf
Die Polizei nahm Ermittlungen auf und wollte nach eigener Aussage am Mittwoch der Staatsanwaltschaft die Ermittlungsunterlagen zur rechtlichen Prüfung vorlegen. Olaf Hoppe, Sprecher der Leipziger Polizei, sagte, dass die mutmaßliche Aussage des Hotelangestellten für ihn „klar antisemitisch“ sei. Ob Ofarim Anzeige erstattete, war am Mittwochmorgen zunächst unklar.

Irena Rudolph-Kokot von „Leipzig nimmt Platz“ sagte bei der abendlichen Kundgebung, bei der die Polizei die Teilnehmerzahl auf einen „mittleren dreistelligen Bereich“ schätzte, dass der antisemitische Vorfall extrem wütend mache und nicht unwidersprochen bleiben dürfe. „Wir solidarisieren uns mit allen Jüdinnen und Juden, denen das in Deutschland immer noch viel zu häufig passiert“, sagte sie. Auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hotels nahmen an der Kundgebung teil. Dabei wurde vor dem Hoteleingang ein Transparent hochgehalten, auf dem die Flagge Israels zu sehen war.

In den sozialen Medien zeigten sich zahlreiche Nutzer schockiert. Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, schrieb in einem Statement bei Twitter, dass die Anfeindung erschreckend sei. Es sei zu hoffen, dass das Hotel personelle Konsequenzen ziehe. Er hoffe ebenso, „dass wir künftig auf Solidarität treffen, wenn wir angegriffen werden.“ Der Pianist Igor Levit schrieb an das Hotel gerichtet auf Twitter: „Shame on you“.

Der Davidstern ist eines der bekanntesten Symbole, die mit dem Judentum verbunden werden. Er besteht aus einem Hexagramm, das durch zwei ineinander verwobene gleichschenklige Dreiecke gebildet wird. Obwohl das Hexagramm als jüdisches Zeichen bereits im 7. Jahrhundert vor Christus vorkommt, schmückt der Davidstern erst seit dem Mittelalter Synagogen und seit 1948 die Flagge des Staates Israel. Während des Nationalsozialismus wurde der Davidstern den Juden als Stigma („Judenstern“) aufgezwungen.

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