Seit ihrem zehnten Lebensjahr steht Ronja Forcher für den „Bergdoktor“ vor der Kamera. Dass sie mit der Serie und vor den Augen der TV-Zuschauer erwachsen geworden ist, hatte aber nicht nur Sonnenseiten, wie die Schauspielerin jetzt in einem Interview zugab. Seit früher Kindheit habe sie den Druck verspürt, einem gewissen Schönheitsideal gerecht zu werden. Erst jetzt, mit 25 Jahren, sei sie mit ihrem Körper im Reinen, doch das sei ein langer und durchaus harter Weg gewesen, so die hübsche Tirolerin.
Im Podcast „Hungry Minds“ sprach Ronja Forcher jetzt darüber, wie sehr sie der Druck, einem bestimmten Ideal zu entsprechen, während ihrer Jugend vor der Kamera belastet habe. Selbst in ihrer Familie sei dies „immer ein Thema“ gewesen, so die sympathische „Bergdoktor“-Darstellerin. „Und ich will das nicht verurteilen und ich will auch nicht wütend sein auf die Menschen, die das immer zum Thema gemacht haben, aber ich bin es irgendwo“, gestand sie jetzt.
„Eine Frau zu sein war für mich damals, schlank zu sein. Punkt“
Ihr und ihren Cousinen sei ständig gesagt worden, wie sie auszusehen hätten, fuhr Forcher fort. „Es wurde immer kommentiert, wenn sich dein Körper verändert hat, es wurde alles sehr öffentlich gemacht innerhalb dieser Großfamilie.“ Das habe sie oft verletzt, da sie „immer schon die war, die mehr Gewicht hatte als andere in meiner Familie“. Heute wisse sie: Es ist einfach nicht in Ordnung, einem zwölfjährigen Kind zu sagen, es müsse Sport machen, damit „du schlank wirst“.
Die Einstellung ihrer Familie habe sie damals jedoch geprägt, so Forcher weiter. „Eine Frau zu sein war für mich damals, schlank zu sein. Punkt“, erklärte sie. „Es gab für mich nicht mehr und das finde ich ganz furchtbar, weil dadurch mein Sein und mein ganzes Geschlecht und die ganzen anderen Frauen in meiner Familie total reduziert wurden.“
Noch heute verspüre sie diesen Druck, schlank sein zu müssen - etwa, wenn eine Hose nicht mehr so eng sitze, dass sie sich dann „besser fühlen“ und „selbstbewusster“ sein werde. „Und ich glaube, dieser Gedanke, den Körper in eine Form passen zu können, die man dann lieben kann, der ist sehr präsent bei uns allen - bei uns Frauen und Mädchen vielleicht besonders.“ Sie stelle sich daher oft die Frage: „Warum bringen wir Liebe in Zusammenhang mit Form und warum bringen wir Wertigkeit oder Respekt in Zusammenhang mit einer Zahl?“
Warum bringen wir Liebe in Zusammenhang mit Form und warum bringen wir Wertigkeit oder Respekt in Zusammenhang mit einer Zahl?
Ronja Forcher
Vor Drehs nicht abendgegessen
Auch ihr Beruf habe maßgeblich dazu beigetragen, dass sie mit ihrem Körper zu hadern hatte, schilderte die „Bergdoktor“-Beauty weiter. Das habe sogar drastische Auswirkungen gehabt: „Ich habe so oft als Kind oder Jugendliche - und ich glaube, das hat schon sehr stark mit meinem Beruf zu tun - gedacht, ,Vor einem Drehtag darf ich nicht abendessen, dann bin ich morgen dünner, dann schaue ich besser aus und dann sagt meine Familie nicht, du schaust in der Kamera dick aus, oder dann regt sich nicht die Kostümfrau auf, dass sie ein neues Oberteil kaufen muss, weil ich nicht mehr reinpasse‘.“
Warum ist das niemandem aufgefallen? Warum hat denn niemand geschaut, warum dieses Kind immer, bevor es arbeiten geht, nichts mehr isst?
Ronja Forcher
Heute frage sie sich jedoch: „Warum ist das niemandem aufgefallen? Warum hat denn niemand geschaut, warum dieses Kind immer, bevor es arbeiten geht, nichts mehr isst?“
Die Folge aus dieser Furcht sei gewesen, dass sie nachts den Kühlschrank geplündert habe, erinnerte sie sich zurück. „Einfach, um dieses Loch zu füllen, das ich in mir gefühlt habe“, so Forcher. Es sei nicht nur der Hunger gewesen, „sondern auch dieses Gefühl von ,Ich werde sonst nicht geliebt, ich habe mir das jetzt nicht verdient, was zu Abend zu essen, bevor ich zum Drehort fahre‘.“
„Playboy“-Shooting brachte Wende
Erst eine ganz mutige Entscheidung habe ihr dabei geholfen, die eigenen Ängste aufzuarbeiten - nämlich sich für den „Playboy“ auszuziehen. 2016 ließ sich die Tirolerin für das Herrenmagazin hüllenlos ablichten. „Ich habe aufgehört, jemand sein zu wollen, der ich nicht bin“, zeigt sich Forcher nun kämpferisch. „Ich glaube, ich bin keine dünne Frau, ich werde nie eine dünne Frau sein, ich bin auch keine dicke Frau in einem dünneren Körper.“
Sie habe endlich begonnen, „mich zu lieben und mich zu schätzen“ - und zwar nicht nur in Bezug auf ihren Körper. „Aber ich habe angefangen, mich wirklich zu lieben, mein Sein, mein Ich, meine Persönlichkeit. Und deswegen habe ich irgendwann aufgehört, die Wünsche und Vorstellungen anderer über meine Wünsche zu stellen. Und ich habe aufgehört, irgendeine fremde Meinung über mein Verlangen nach Essen zu stellen.“
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