Es ist ebenso Fakt wie absurd: Während es zu einem eklatanten Ärztemangel kommt, dürfen viele, die gerne Mediziner werden wollen, in Österreich nicht studieren! Bis zu 90 Prozent werden „ausselektiert“. Was das bedeutet - etwa für den Kärntner Spitalsträger Kabeg? „Besorgniserregend!“, sagt Vorstand Arnold Gabriel.
Mehr als 1000 Ärzte sind in den Häusern der Kabeg, das sind neben dem Klinikum Klagenfurt die LKH Villach und Wolfsberg sowie das Krankenhaus Laas und die Gailtal-Klinik, derzeit beschäftigt. Dennoch wird es regelmäßig eng. Es sind viele Punkte, die hier in eine Sackgasse führen.
Weniger Nachwuchs
Nur etwa zehn Prozent der Bewerber um das Medizin-Studium werden zugelassen, 90 Prozent werden ausgeschieden. „Diese Aufnahmsprüfung ist ganz naturwissenschaftlich geprägt“, kritisiert Arnold Gabriel und meint: „Arzt ist aber eher ein Sozialberuf.“ Und es sind auch andere Fähigkeiten gefragt; wie etwa Feinmotorik und vor allem Empathie...
Weniger Österreicher
Was dann noch zum Tragen kommt: Von den Studenten stammt etwa die Hälfte aus dem EU-Ausland; viele von ihnen gehen nach der Ausbildung wieder heim.
Das Arbeitszeitgesetz
Spitalsmediziner dürfen jetzt nur noch auf maximal 48 Wochenstunden kommen. Der Effekt: Ober- und Assistenzärzte arbeiten heute im Schnitt pro Woche sechs Stunden weniger als vor zehn Jahren. „Was grundsätzlich gut ist und im Sinne des Arbeitnehmerschutzes zu verstehen“, sagt Gabriel. Aber dafür braucht man dann mehr Mediziner.
Mehr Ärztinnen
Gleichzeitig wird der Beruf der Mediziner weiblicher: 2010 war der Anteil von Ärztinnen in der Kabeg bei 54 Prozent; zehn Jahre später sind es 59 Prozent. „Das müssen wir auch berücksichtigen. Da gibt es teils andere Ansprüche wie Kinderbetreuung und auch familienfreundlichere Arbeitszeitmodelle“, betont Gabriel.
Die Zahl der inländischen Absolventen von Medizin-Unis ist im Vergleich zu 2005, also dem letzten Jahr vor Beginn der Beschränkungen, um 40 Prozent gesunken. Das trifft nicht nur uns in Kärnten, sondern wirkt sich in ganz Österreich aus.
Dr. Arnold Gabriel, Vorstand der Kabeg (Krankenanstalten-Betriebsgesellschaft)
Teilzeit-Mediziner
Auch das liegt im Trend (Stichwort „Work-Life-Balance“). Wieder im Zehnjahresvergleich: 2010 waren 1,5 Prozent der Assistenzärzte auf Teilzeitstellen, heute sind es 13,7 Prozent! Und bei den Oberärzten sind es sogar 19,6 Prozent. Es betrifft also schon fast jeden fünften Spitalsarzt.
Altersstruktur
Und dann ist da die Altersstruktur: 17 Prozent der Kabeg-Mediziner sind über 55; doppelt so viele wie vor zehn Jahren. Eine Pensionswelle kommt.
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