„Historischer Moment“

Malaria: WHO empfiehlt nun Impfstoff für Kinder

Ausland
07.10.2021 09:19

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat erstmals die breite Anwendung eines Impfstoffes gegen Malaria empfohlen. Das Vakzin „RTS,S“ solle an Kinder in Afrika südlich der Sahara und in anderen Malaria-Regionen verabreicht werden. „Dies ist ein historischer Moment“, so WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus. Zusammen mit bisherigen Präventionsmaßnahmen könnten nun jährlich Zehntausende junge Leben gerettet werden.

Die Empfehlung beruht auf Pilotversuchen mit rund 800.000 Kindern in Ghana, Kenia und Malawi. Unter den jungen Geimpften sind tödliche Krankheitsverläufe um 30 Prozent zurückgegangen. Das Vakzin, entwickelt vom britischen Pharmaunternehmen GlaxoSmithKline, sei sicher.

Tedros Adhanom Ghebreyesus, Direktor der WHO (Bild: AP)
Tedros Adhanom Ghebreyesus, Direktor der WHO

Jährlich 200 Millionen Infektionen
Jedes Jahr gibt es rund 200 Millionen Malaria-Infektionen, überwiegend in Afrika. Viele Menschen stecken sich mehrmals im Jahr an. 400.000 Menschen sterben jährlich dadurch, vor allem Kinder unter fünf Jahren. 94 Prozent der Malaria-Todesfälle verzeichnen afrikanische Länder.

Vier Dosen erforderlich
„RTS,S/AS01 (RTS,S) ist der weltweit erste Malaria-Impfstoff, der nachweislich einen Teilschutz gegen Malaria bei Kleinkindern bietet“, so die WHO. „‘RTS,S‘ erhielt 2015 ein positives wissenschaftliches Gutachten von der Europäischen Arzneimittel-Agentur und wurde von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für ein Piloteinführungsprogramm empfohlen, um die Durchführbarkeit der Verabreichung der erforderlichen vier Dosen des Impfstoffs bei Kindern, die Rolle des Impfstoffs bei der Verringerung von Todesfällen bei Kindern und schwerer Malaria sowie seine Sicherheit im Rahmen einer Routineanwendung zu bewerten.“

Die Empfehlung der WHO beruht auf Pilotversuchen mit rund 800.000 Kindern in Ghana, Kenia und Malawi. (Bild: AP Photo/Jerome Delay, file)
Die Empfehlung der WHO beruht auf Pilotversuchen mit rund 800.000 Kindern in Ghana, Kenia und Malawi.

Impfstoff wirkt gegen den tödlichsten Parasiten
Malaria wird durch Plasmodium-Parasiten ausgelöst, die durch infizierte Mücken auf Menschen übertragen werden. Infizierte bekommen oft Fieber und Schüttelfrost und leiden an Übelkeit. Bei schweren Verläufen kommen unter anderem Atemnot, Krämpfe und Blutungen hinzu, die meisten schwer betroffenen Menschen sterben ohne ärztliche Behandlung. Der Impfstoff wirkt gegen den tödlichsten mehrerer Malaria-Parasiten, Plasmodium falciparum.

Ein Baby in Kenia wird geimpft. (Bild: AP Photo/Karel Prinsloo, File)
Ein Baby in Kenia wird geimpft.

Seit 2019 Pilotversuche mit Impfstoff
Vor rund 20 Jahren wurde der Schutz vor Mückenstichen in Malaria-Gebieten intensiviert, unter anderem durch den Einsatz von Moskitonetzen für die Nacht, die mit Insektiziden behandelt sind. Dadurch gingen die Infektionszahlen zurück. Seit ein paar Jahren stagnierten sie aber. Seit 2019 laufen die Pilotversuche mit dem Impfstoff in Afrika.

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