Es erwischt einen aus heiterem Himmel. Herzrasen, Atemnot, Schwindel und das überwältigende Gefühl, die Kontrolle über den eigenen Körper zu verlieren. Oft sind es unerklärliche Situationen, beim Einkauf oder an der Bushaltestelle, in denen Panikattacken aus dem Nichts heraus auftreten. Plötzlich gefangen im Sog der Angst, können sich die meisten nicht erklären, was mit ihnen passiert.
Hilfe holen, wenn nichts mehr geht
„Viele erleben bei einer Panikattacke eine enorme Belastung. Betroffene geraten häufig in eine Spirale, bei der sie Angst vor der Angst entwickeln und ein Gefühl der Ausweglosigkeit erleben“, bestätigt Psychiater Christian Probst. Das würde die Symptome nur noch weiter verstärken. Diesen Teufelskreis könne man aber durchbrechen, indem man sich seinen Ängsten stelle.
Angst und Panik, jeder kennt sie. Sorgen gehören zum Leben dazu. Doch wie viel Gefühl ist normal? „Wenn Ängste alles überschatten, der Leidensdruck steigt und auch Angehörige belastet sind, ist es wichtig, eine psychotherapeutische Unterstützung anzunehmen.“ Ebenso relevant wie die einfühlsame Begleitung des Therapeuten sei die medikamentöse Behandlung: „Das ist eine Hilfsmaßnahme, damit der Patient wieder Entspannung findet und zu Kräften kommt.“
Zahl der Erkrankungen steigt dramatisch an
In der Psychiatrie würde man grundsätzlich zwischen zwei Arten von Ängsten unterscheiden: „Bei der Grundangst geht das Vertrauen in die Welt verloren. Diffuse Bedrohungsgefühle tauchen auf und man sucht intensiv nach Halt und Schutz“, erklärt Probst. Wer wiederum ständig befürchte, überall mit Viren und Bakterien in Berührung zu kommen und daher alles desinfizieren müsse, entwickle sogenannte Erwartungsängste. „Betroffene halten es nicht aus, wenn sie unsorgfältig sind, denn der Schaden hätte ja vermieden werden können“, so der Experte. Menschen entwickeln oftmals eine Angststörung, wenn sich ihr Leben negativ verändert. Generell wurde seit Beginn der Pandemie eine starke Zunahme psychischer Erkrankungen verzeichnet. Depressionen, Schlaflosigkeit, Zwangs- oder Angststörungen traten vermehrt auf. „Die Furcht, sich selbst oder jemand anderen anstecken zu können, war oft mit sozialem Rückzug verbunden, der in völliger Kontaktvermeidung gipfelte.“
Einige überfordere alleine der Gedanke an ein geselliges Beisammensein immer noch, denn die Unsicherheit, man könne sich womöglich infizieren, läuft im Hintergrund ständig mit. „Die Gefahr ist, dass wir aufgrund unterschiedlicher Ansichten zu Covid-19 und zur Impfung, verlernen miteinander zu reden. Der Motor dahinter ist die Angst, die droht, die Gesellschaft zu entzweien“, sagt Probst.
„Wir sind daher gefordert, den Mut zu finden, mit dem Gegeben umzugehen und Solidarität zu zeigen“, unterstreicht der steirische Mediziner abschließend.
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