Die ungeimpften Partyfans der Stadt stürmen die niederösterreichischen Diskotheken rund um Wien. Denn dort kommt man auch noch mit einem negativen Corona-Test in die Clubs. Die Betreiber freuen sich. In Wien stöhnt man unter Besucherrückgängen von bis zu 50 Prozent - und es soll schlimmer werden.
Die Clubbesitzer haben es seit Beginn der Pandemie nicht leicht. Zuerst mussten sie ihre Lokale mehr als ein Jahr geschlossen halten. Im Sommer wurden die Tore endlich wieder geöffnet, doch die Freude währte in Wien nur kurz. Denn seit 1. Oktober gilt die 2G-Regel: Nur Geimpfte und Genesene dürfen in der Disco feiern.
Bis zu 50 Prozent weniger Gäste in Wiener Discos
Der Chef der Vereinigung der österreichischen Nachtgastronomen kritisiert die Wiener Regelung scharf: „Bereits voriges Wochenende verzeichneten wir bis zu 40 Prozent weniger Besucher“, sagt Stefan Ratzenberger. An diesem Wochenende rechnet er mit noch weniger Gästen: „Nur weil ich in Wien die Tore schließe, heißt das nicht, dass die Jungen keine Party mehr machen.“
Nur weil ich in Wien die Tore schließe, heißt das nicht, dass die Jungen keine Party mehr machen.
Stefan Ratzenberger
Gefeiert wird jetzt eben in Niederösterreich
Es führt lediglich zu einer Verlagerung. In den privaten Bereich ohne jegliche Kontrolle oder eben nach Niederösterreich, wo auch Getestete in der Nachtgastronomie willkommen sind. So wie im Club Exil in der ehemaligen Event Arena Vösendorf. „Wir hatten am Freitag unsere Eröffnung. Das ganze Opening-Wochenende war ein voller Erfolg. Tausende Besucher tanzten bis in die Morgenstunden“, berichtet der Pressesprecher Niko Kern. Darunter auch viele ungeimpfte Wiener. „Jeder muss sich per QR Code registrieren und wir mussten mehrere Menschen abweisen, die keinen gültigen PCR Test besitzen. Da fahren wir eine strikte Null-Toleranz-Politik, weil wir unseren Gästen sicheres Feiern ermöglichen wollen", erzählt er weiter.
„Wirtschaftlicher Betrieb nicht möglich“
Diese fehlen aber nun in den Clubs der Bundeshauptstadt. „Wir haben unter der Woche bis zu zwei Drittel weniger Gäste. Am Wochenende ist es mindestens um ein Drittel weniger“, schildert Holger Pfister, Chef vom A-Danceclub und Prater Dome. Er überlegt, Ende des Monats sogar vorübergehend zu schließen, sollten sich die Regeln nicht lockern, denn: „Ein wirtschaftlicher Betrieb ist so nicht möglich.“
2,5G in Pubs und Restaurants
Auch Elisabeth H. und Joana S. haben der Wiener Nachtszene jetzt endgültig den Rücken gekehrt. Sie sind nicht geimpft und dürfen daher nicht mehr in die Clubs ihrer Heimatstadt. Das niederösterreichische Nachtleben ist eine Option. Aber durch die längere Fahrt nicht für jedes Wochenende. Beide sind in der Gastro tätig. Nach Dienstschluss können sie jetzt nur noch in Pubs oder Restaurants gehen.
Nachtgastro-Chef im „Krone“-Interview
Nachtgastro-Chef Stefan Ratzenberger befürchtet einen 50-prozentigen Ausfall bei den Clubbesuchern. Die Wiener machen woanders Party.
„Krone“: Voriges Wochenende brach die Auslastung in Clubs bis zu 40 Prozent ein, was erwarten Sie sich von diesem?
Stefan Ratzenberger: Dieses Wochenende werden die Clubs noch weniger Besucher zählen. Vorige Woche herrschte noch Verwirrung, aber mittlerweile weiß jeder über die neue 2G-Regel Bescheid.
Machen die Wiener jetzt woanders Party?
Im ersten Lockdown fuhren die Wiener nach Bratislava zum Feiern, jetzt müssen sie nur nach Niederösterreich. Vor allem 20- bis 25-Jährige werden das machen. Viele veranstalten auch einfach Partys in den eigenen vier Wänden. Andere wiederum gehen auch in Pubs, wo weiterhin die 3G-Regel gilt. Das schafft unfaire Wettbewerbsbedingungen für die Clubbetreiber.
Wie viel Umsatz wird eingebüßt?
Der Umsatzrückgang ist ähnlich dem Besucherausfall. Also ein Rückgang um die Hälfte im Vergleich zur Zeit vor der Maßnahme.
Wird die 2G-Regel verlängert?
Ich befürchte leider, dass die Regelung nach dem 31. Oktober ausgeweitet wird. Jedoch sind die Inzidenzen recht stabil im Moment, deswegen macht eine Verlängerung wenig Sinn. Was Bürgermeister Michael Ludwig erreichen wollte, nämlich dass die Nachtgastronomie sicherer wird, ist leider nicht gelungen.
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