Die vergangenen 18 Monate haben Wiens Gesundheitssystem auf eine harte Probe gestellt. Was lief gut, was schlecht? Und wo muss in Zukunft nachgebessert werden? Eines vorweg: Es ist beispiellos, mit welchen Herausforderungen sich das Gesundheitssystem seit Beginn der Pandemie konfrontiert sieht.
Wer hätte gedacht, dass Bilder von überfüllten Spitalsambulanzen gegen jene von überfüllten Intensivstationen ausgetauscht werden mussten? Dass aus Angst vor einer Ansteckung plötzlich kaum noch Arzttermine wahrgenommen werden, wären sie auch noch so wichtig? Oder dass das Gurgeln millionenfach in die Kategorie „Zeit mit der Familie verbringen“ fällt? Auch der Standort des Austria Centers ist mittlerweile der breiten Bevölkerung bekannt.
Testungen und Impfstraßen gut organisiert
Die Bewältigung der Gesundheitskrise ist Wien insgesamt gelungen, Ärzte und vor allem das Pflegepersonal gingen und gehen an ihre Grenzen. Oft auch darüber hinaus. Die Organisation von Testungen - allen voran „Alles gurgelt“ - sowie jene der Impfstraßen kann sich sehen lassen. Auch die Absicherung der Spitäler vor dem Virus hat gut geklappt. Auf der Schattenseite liegen die immer noch überfüllten Intensivstationen, die zu Verschiebungen von Operationen führen.
Doch irgendwann wird die Pandemie vorbei sein - und dann werden auch die Schwachstellen im System wieder stärker in den Mittelpunkt rücken. Defizite ortet etwa der Ärztekammer-Präsident im niedergelassenen Bereich: „Es fehlen 300 Kassenplanstellen, vor allem in den Flächenbezirken“, erklärt Thomas Szekeres.
Es fehlen 300 Kassenplanstellen, vor allem in den Flächenbezirken.
Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres
Das führe in der Folge zu einer Belastung der Spitalsambulanzen. Denn wer eine gefühlte Ewigkeit auf einen Termin beim Facharzt warten muss, „flüchtet“ in die Krankenhäuser. Bilder, die man in Wien aus der Vergangenheit nur zu gut kennt. Wer es sich leisten kann, wischt all diese Probleme mit einem Lächeln weg, zahlt privat und bekommt sofort einen Termin - das ist aber eine Minderheit.
Rettungsdienst am Limit
Die Zahlen beeindrucken: In der Zentrale der Wiener Berufsrettung gingen im Vorjahr rund 400.000 Notrufe ein, alle drei Minuten fährt ein Fahrzeug zu einem Einsatz. Dazu kommen noch jene des Samariterbundes, des Roten Kreuzes & Co. Die Wartezeit gibt gelegentlich Anlass zu Kritik, aber: Wenn es um Leben oder Tod geht - wenn also ein Herz-Kreislauf-Stillstand vorliegt - rast die Rettung durchschnittlich in 6:38 Minuten zum Einsatzort. Im Vergleich zu anderen Großstädten ein recht guter Wert. Personalvertreter bekritteln allerdings immer wieder einen Personalmangel bei der Berufsrettung.
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