„Krone“-Umfrage zeigt:

„Wohnen in Wien ist nur noch zu zweit leistbar“

Wohnen & Verkehr
10.10.2021 06:00

Hohe Mieten bereiten vielen Wienern Kopfzerbrechen. Eine leistbare Wohnung zu finden, wird immer schwieriger - wie eine Umfrage der „Krone“ zeigt. Doch nicht immer sind die Mieten auch korrekt.

Nach Abzug der Miete bleibt vielen Wienern nicht allzu viel mehr im Börsel. „Fortgegangen wird selten“, meint Christian Kanive (siehe Bildstrecke). Sein ernüchternder Befund: Wohnen sei in Wien nur noch zu zweit - also als Paar - leistbar.

Das sagen die Wiener:

Ramazan Cagatay (55), Bauarbeiter: „Ich zahle für meine 45 Quadratmeter 670 Euro Miete. Dazu kommen noch Strom und Gas. Da bleibt nichts übrig, um sich etwas auf die Seite zu legen.“ (Bild: Peter Tomschi )
Ramazan Cagatay (55), Bauarbeiter: „Ich zahle für meine 45 Quadratmeter 670 Euro Miete. Dazu kommen noch Strom und Gas. Da bleibt nichts übrig, um sich etwas auf die Seite zu legen.“
Gerda Kovacs (32), Verkäuferin: „Ich lebe mit Mann und zwei Kindern in einer Gemeindewohnung. 600 Euro für 86 Quadratmeter sind ok. Alleine wäre es trotzdem schwierig. Neues Inventar wird selten angeschafft.“ (Bild: Tomschi Peter)
Gerda Kovacs (32), Verkäuferin: „Ich lebe mit Mann und zwei Kindern in einer Gemeindewohnung. 600 Euro für 86 Quadratmeter sind ok. Alleine wäre es trotzdem schwierig. Neues Inventar wird selten angeschafft.“
Hikal Esam (43), Maroniverkäufer: „Ich zahle für 40 Quadratmeter 500 Euro. Hinzu kommen noch Strom und Fernwärme. Um gut über die Runden zu kommen, habe ich noch einen zweiten Job.“ (Bild: Peter Tomschi)
Hikal Esam (43), Maroniverkäufer: „Ich zahle für 40 Quadratmeter 500 Euro. Hinzu kommen noch Strom und Fernwärme. Um gut über die Runden zu kommen, habe ich noch einen zweiten Job.“
Yradia Pesendorfer (26), Kellnerin, zweifache Mutter: „Mit privaten Vermietern habe ich schlechte Erfahrungen gemacht. Jetzt wohne ich im Genossenschaftsbau. Es wird eisern gespart.“ (Bild: Peter Tomschi)
Yradia Pesendorfer (26), Kellnerin, zweifache Mutter: „Mit privaten Vermietern habe ich schlechte Erfahrungen gemacht. Jetzt wohne ich im Genossenschaftsbau. Es wird eisern gespart.“
Christian Kanive (56): „Man muss in Wien zu zweit sein, um sich das Wohnen leisten zu können. Unsere 66 Quadratmeter kommen mit allem Drum und Dran auf 900 Euro. Fortgegangen wird selten.“ (Bild: Tomschi Peter)
Christian Kanive (56): „Man muss in Wien zu zweit sein, um sich das Wohnen leisten zu können. Unsere 66 Quadratmeter kommen mit allem Drum und Dran auf 900 Euro. Fortgegangen wird selten.“
Erika Wurm (80), Pensionistin: „Wir haben das Glück, seit Jahrzehnten im Gemeindebau zu leben. Nachmieter zahlen das Doppelte. Bei uns werden genau die Angebote der Supermärkte studiert.“ (Bild: Peter Tomschi)
Erika Wurm (80), Pensionistin: „Wir haben das Glück, seit Jahrzehnten im Gemeindebau zu leben. Nachmieter zahlen das Doppelte. Bei uns werden genau die Angebote der Supermärkte studiert.“

Doch er ist nicht der Einzige, der sich einschränken muss: Andere kaufen kaum neues Inventar ein, haben noch einen zweiten Job oder studieren aufmerksam die Angebote der Supermärkte, um annähernd über die Runden zu kommen. Etwas auf die Seite zu legen, ist kaum noch möglich.

Vertragsprüfung zahlt sich aus
Besonders ärgerlich ist, dass die Mieter auch ungerechtfertigt zur Kasse gebeten werden. Laut Christian Bartok, Leiter der MieterHilfe der Stadt Wien, kann dies auf verschiedene Weise passieren. Eine Überprüfung des Vertrags durch Experten zahlt sich also aus. Bartok listet vor allem fünf Beispiele auf:

  • Zu hoher Zins im Altbau: „Viele Vermieter halten sich nicht an die gesetzlichen Obergrenzen“, erklärt Bartok. Bei den Überprüfungen der MieterHilfe zahlen Mieter durchschnittlich um vier Euro pro Quadratmeter im Monat zu viel an Zins. Gefordert wird daher ein neues bundesweites Mietrecht mit klaren Obergrenzen und Strafbestimmungen.
  • Befristete Mietverträge: Erhebungen der MieterHilfe haben ergeben, dass rund 80 Prozent der Mietverträge auf dem privaten Wohnungsmarkt nur noch befristet abgeschlossen werden.
  • Gesetzwidrige Klauseln: In Verträgen sind mitunter unfaire Bestimmungen enthalten. „So werden etwa Erhaltungspflichten auf den Mieter gewälzt“, berichtet Bartok. Ein Beispiel dafür ist die automatische Verpflichtung zum Ausmalen bei der Rückgabe.
  • Einbehaltene Kautionen: Immer häufiger gibt es Probleme bei der Beendigung von Mietverhältnissen. So werden Kautionen nur noch teilweise oder gar nicht mehr zurückbezahlt. Vermieter ziehen oft unberechtigt Instandsetzungskosten für die normale Abnützung ab.
  • Unzulässige Gebühren: Beliebt ist neuerdings auch, dem Mieter eine Vertragserrichtungsgebühr zu verrechnen. Zulässig ist das nicht. Die frühere Vertragsgebühr an das Finanzamt wurde bereits vor einigen Jahren abgeschafft.

Warum uns dieses Thema wichtig ist

Seit Jahren wird in Wien auf Teufel komm raus gebaut. Es gibt mehr Wohnungen, doch die Mieten steigen und Eigentum ist kaum mehr leistbar. Ein Marktversagen. Die Politik ist gefragt. Sonst kochen wie in Berlin auch bei uns Enteignungsfantasien hoch.

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