Der Rückzug von Sebastian Kurz als Bundeskanzler hat auch international für Reaktionen gesorgt. Mehrheitlich geht die Presse mit dem Ex-Kanzler allerdings hart ins Gericht.
„Schattenkanzler nannte zum Beispiel die deutsche „Welt“ Sebastian Kurz. Er trete zwar beiseite, werde aber weiterhin im Hintergrund die Fäden ziehen. Ähnlich kommentiert die „New York Times“: „Kurz‘ Plan, weiterhin Partei- und Fraktionsvorsitzender bleiben zu wollen, würde ihn nah an der Position des Kanzlers halten, schreibt sie. Laut englischem „Guardian“ ist Kurz‘ Rücktritt nur ein „Versuch, eine Regierungskrise aufzulösen“.
Das Bild, das sich aus den bekannt gewordenen Chats ergibt, zeigt einen Menschen, der keine Moral hat und dem Werte nichts bedeuten.
Süddeutsche Zeitung
Sehr kritisch sind die „Süddeutsche Zeitung“ und die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“. Die „SZ“ titel über Kurz als „Mann ohne Moral“. Nach wie vor sei er „überzeugt davon, nichts Falsches getan zu haben“. Sein Verbleib in den Schlüsselpositionen der Partei verhindere „auch eine Aufarbeitung der nun publik gewordenen Machenschaften“. In der „FAZ“ heißt es, dass Kurz weiterhin Partei- und Fraktionsvorsitzender der ÖVP bleibe, zeige, dass er seinen Rückzug „nicht als Schuldeingeständnis verstanden wissen will“. Er wolle weiterhin die Fäden in der Hand halten und könne „an einem Comeback arbeiten“.
Die „Neue Zürcher Zeitung“ aus der Schweiz ist geteilter Meinung. Zum einen heißt es dort, der Korruptionsskandal um Kurz sein ein „abstoßendes Sittenbild“. Dazu steht aber auch: „Kurz, der Shootingstar der Bürgerlichen in Europa, hat sich am Ende zu diesem Schritt durchgerungen: Staatsräson über Parteiräson, das Wohl des Landes über den eigenen Ehrgeiz und den Willen zur Machtausübung. Kurz hat staatsmännische Reife bewiesen.“
Das Märchen Sebastian Kurz, dem Wunderkind der Politik, der Wien verzaubert hat, ist zu Ende.
Corriere della sera
Tief in den Schmalztopf greift die italienische „Corriere della Sera“: „Das Märchen Sebastian Kurz, dem Wunderkind der Politik, der Wien verzaubert hat, ist zu Ende. Der Prinz mit dem Porzellangesicht, der aus dem Nichts gekommen ist und eine ehrwürdige Partei wie die ÖVP zu einem zahmen Instrument seines politischen Aufstiegs gemacht hat, hatte einem satten, reichen und verschlafenen Land den Nervenkitzel des Wandels und einer neuen politischen Grenze angeboten.“
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