57 Millionen Quadratmeter Böden sind - laut neuesten Zahlen - allein heuer in Österreich für immer verbaut worden. Tag für Tag verlieren wir im Schnitt 11,5 Hektar wertvoller Grünreserven.
Es sind in der Tat erschreckende Fakten, die uns der heimische World Wide Fund für Nature (WWF) auf den Tisch legt. Denn die neue Öko-Analyse zeigt, dass alle neun Bundesländer dramatisch und meilenweit von einer nachhaltigen Bodennutzung entfernt sind.
Alle biologischen Funktionen gehen verloren. Dieser Prozess ist nicht rückgängig zu machen.
Alexander Egit, Greenpeace Österreich
„Von Beton kann man bekanntlich nicht abbeißen“ schlägt WWF-Expertin Maria Schachinger Alarm. Auch Greenpeace wartet mit alarmierenden Daten auf! „Alle biologischen Funktionen gehen verloren. Dieser Prozess ist nicht rückgängig zu machen. Die Neubildung von nur einem Zentimeter Humus dauert mindestens 100 bis 200 Jahre“, versucht Aktivist Alexander Egit aufzurütteln. Zur Verdeutlichung der drohenden Ökokatastrophe: In Österreich werden jährlich Böden im Ausmaß von rund 50 (!) Quadratkilometer verbaut und somit der landwirtschaftlichen Nutzung entzogen. Dieser Produktionsverlust entspricht dem jährlichen Nahrungsbedarf von 20.000 Menschen.
Täglich 3,3 Hektar Bodenverbrauch in der Steiermark
Im Kampf gegen den Bodenfraß hat sich kaum ein Bundesland mit Ruhm bekleckert. Denn während die Steiermark beim täglichen Bodenverbrauch mit 3,3 Hektar Spitzenreiter ist, liegt auch das Burgenland bei der pro Kopf versiegelten Fläche mit 510 Quadratmetern an vorderster Stelle. Gleichzeitig haben die kleinsten Bundesländer Wien (79%) und Vorarlberg (30%) am meisten für Landwirtschaft und Siedlungszwecke nutzbarer Flächen verbaut.
Das hohe Versiegelungstempo zeigt sich auch im Straßennetz, das bundesweit mehr als ein Drittel des gesamten Bodenverbrauchs verursacht und im Burgenland mit 31 Metern pro Kopf am dichtesten ist. Ein Ende ist nicht abzusehen: Allein die geplanten Autobahn- und Schnellstraßen-Projekte haben eine Gesamtlänge von 108,4 Kilometern.
Überschwemmungsgefahr steigt
Bisher kaum Beachtung gefunden hat die Tatsache, dass mit jedem Feld- und Wiesenverlust auch wichtige Wasserspeicher und unentdeckte kostbare Quellen unter Asphalt verschwinden. In flutgefährdeten Gebieten erhöht sich außerdem die Gefahr von Überschwemmungen. Ein Hektar Naturboden kann hingegen 2000 Kubikmeter Wasser speichern.
Umso unverständlicher ist es aus Sicht des WWF, dass bisher (noch) nicht daran gedacht wird, klimaschädliche Mega-Projekte wie etwa die Lobau-Autobahn oder die Erweiterung des Skigebiets Vorderstoder in Oberösterreich zu stoppen …
„Bei uns ist es sehr schlimm“
Ist sich die Politik der Probleme durch die Bodenversicherung bewusst? Kurt Weinberger, Chef der Hagelversicherung, sieht bislang lediglich Lippenbekenntnisse.
„Krone“: Herr Doktor Weinberger, Sie sind als Chef der Hagelversicherung seit einer gefühlten Ewigkeit auf Erden Mahner in der Wüste! Bewirken Ihre Appelle denn bisher gar nichts?
Kurt Weinberger: Leider stehe ich mit den heimischen Naturschützern allein auf weiter Flur. Denn außer Lippenbekenntnissen passiert nicht viel.
Das brennende Umweltproblem ist also weder in den Köpfen noch in den Herzen der politisch Verantwortlichen angekommen?
Wenn Sie mit offenen Augen übers Land oder durch unsere Städte fahren, werden Sie selbst sehen wie überall hemmungslos versiegelt und verbaut wird.
Gehen andere Länder ebenso sorglos mit Grund und Boden um?
Österreich hat die höchste Supermarktfläche pro Kopf und das dichteste Straßennetz Europas
Sofortmaßnahme?
Die Ämter der Landesregierung brauchen dringend mehr Macht, um Flächenwidmungsabänderungen auf Gemeindeebene strenger und restriktiver zu kontrollieren.
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