Fast 195 Jahre nach dem Tod von Ludwig van Beethoven ist eine Version seiner nicht mehr vollendeten 10. Sinfonie uraufgeführt worden - komponiert von künstlicher Intelligenz. Das renommierte Beethoven-Orchester spielte das Stück am Samstagabend unter der Leitung seines Chefdirigenten Dirk Kaftan im Telekom-Forum in Bonn. Das Telekommunikationsunternehmen hatte das Projekt initiiert.
Beethoven hatte die 10. Sinfonie vor seinem Tod nicht mehr vollenden können und nur einige Skizzen und Notizen hinterlassen. Auf deren Grundlage versuchte ein Experten-Team, zu dem Musikwissenschafter und Programmierer gehörten, eine künstliche Intelligenz zu entwickeln, um die Leerstellen zu füllen. Der Computer wurde dafür unter anderem mit vielen weiteren Beethoven-Stücken gefüttert, aber auch mit Musik seiner Zeitgenossen. Das Ziel: Die Maschine zu befähigen, wie Beethoven zu komponieren.
Am Ende machte die KI Vorschläge, wie bestimmte Stellen weitergeführt werden könnten. Die Experten schauten sich die Varianten an, wählten aus und spielten die Entscheidung zurück ins System. Die Beteiligten betonten, dass es sich um ein Experiment handle und es nicht darum gehe, Beethovens Einzigartigkeit anzuzweifeln. Man wolle vielmehr aufzeigen, wie kreative Zusammenarbeit von menschlicher und künstlicher Intelligenz funktionieren könne.
Faszinierendes Potenzial
„Das Projekt ist eine Kollaboration zwischen Mensch und Maschine“, sagte Matthias Röder, Direktor des Karajan-Instituts in Salzburg, der das KI-Team geleitet hatte, vor der Uraufführung. Das Potenzial der Technologie sei für Komponisten faszinierend. „Man könnte auch eine Beatles-KI mit der melodischen KI von Mozart kombinieren - und die Harmonien dann selbst schreiben. Das Spektrum von Möglichkeiten ist exponentiell erweiterbar.“
Die Sinfonie kann kostenlos über magenta-musik-360.de/beethoven-10-sinfonie abgerufen werden.
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