Zulassung ausständig
Russen scheuen Sputnik, „Virus immer bösartiger“
Euphorisch hat Russland im Vorjahr mit Sputnik den ersten und „besten“ Impfstoff gegen das Coronavirus angekündigt. Rasant wurden Exportverträge geschnürt und Hoffnungen auf einen baldigen Einsatz gemacht - die großen Versprechen warten jedoch noch auf einen entsprechenden Nachweis. Die EMA hat aufgrund fehlender Daten nach wie vor keine Zulassung des Impfstoffes in den EU-Ländern erteilt. Und auch in Russland ist die Skepsis groß - nur wenige Russen sind bereit, sich damit impfen zu lassen, was dazu führe, dass „das Virus immer bösartiger“ werde.
„Die Zahlen sind sehr schlecht, und tatsächlich löst das Besorgnis aus“, erklärte zuletzt Wladimir Putins Sprecher Dmitri Peskow mit Blick auf die Situation in Russland. Aktuell nähert man sich dort mit mehr als 900 Todesfällen pro Tag, Zehntausenden Neuinfektionen und einer niedrigen Impfquote einem neuen traurigen Höhepunkt in der Pandemie.
Impfquote bei gerade einmal 30 Prozent
Vor allem die hohe Todesrate in Zusammenhang mit dem Virus hänge mit der niedrigen Impfquote zusammen, erklärte Peskow. Bislang haben noch nicht einmal 50 Millionen Menschen in Russland zumindest eine Impfdosis erhalten - das entspricht eine Quote von gerade einmal 30 Prozent. Die vollmundigen Versprechen über die Sicherheit und Wirksamkeit von Sputnik finden offenbar nur wenig Anklang in der Bevölkerung. Westliche Vakzine sind dort jedoch weiterhin nicht zugelassen.
Die Verantwortlichen hoffen nun auf die EU - eine Zulassung durch die Europäische Arzneimittelbehörde EMA könnte Sputnik schließlich einen Vertrauensschub verpassen.
Unterlagen für Zulassung fehlen weiterhin
Doch dies scheint in absehbarer Zeit wohl eher unwahrscheinlich. Eigentlich für Herbst erwartet, fehlen nach Angaben der EMA und der WHO nach wie vor wesentliche Unterlagen aus Russland - damit werden mögliche politische Gründe für eine Verzögerung scharf zurückgewiesen. Russland selbst hat im Übrigen eine für Oktober geplante Reise von EMA-Experten wieder abgesagt, „weil man noch nicht so weit sei“, erklärten Diplomatenkreise aus Moskau gegenüber den Nachrichtensender ntv.
Eine mögliche Zulassung könnte sich damit wohl bereits bis zum Frühjahr 2022 hinziehen.
Ohne Zulassung kein Immunitätsnachweis
Für Österreich scheint der nach wie vor nicht mögliche Einsatz von Sputnik dabei eher weniger ins Gewicht zu fallen - liegt doch die Impfquote mit knapp über 60 Prozent nach wie vor klar unter den Erwartungen, wodurch ohnehin mehr als genug Impfstoff im Land ist. Kritisch ist es jedoch für all jene Menschen, die bereits - etwa in den Nachbarländern - mit Sputnik geimpft wurden.
In Deutschland etwa wird für eine Impfung mit Sputnik nicht als Immunitätsnachweis anerkannt. Und das ist rechtens, wie ein deutsches Gericht nun auch offiziell bestätigte, denn: Ohne Zulassung kein Nachweis.
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